Friedrich Wölfl

Das Basaltwerk: ein Jahrhundert Basalt und Ton, Arbeit und Lohn

Die hier gesammelten Informationen stammen im Wesentlichen aus den in den Jubiläumsjahren 1955 und 1980 von der Ersten Bayerischen Basaltstein-AG Steinmühle herausgegebenen Festschriften sowie aus diversen Pressemeldungen. Das eine oder andere behördliche Schreiben fand sich nach eingehenden Recherchen im Staatsarchiv Amberg. Den Festschriften sind auch die hier abgebildeten Skizzen des Graphikers Karl Bedal (1914-1999)  entnommen. Keinen Zugang hatten wir leider - trotz verschiedener Versuche – zu den Archiven der Basaltwerk AG, auch nicht zu deren rechtlicher Nachfolgerin,  der Basalt-Actien-Gesellschaft (bag) mit Sitz in Linz am Rhein. Für einen Teil der Fotos ließ sich die Urheberschaft nicht mehr feststellen. Sollten Urheberrechtsansprüche geltend gemacht werden, so möchte man bitte wegen Namensnennung oder Löschung Kontakt mit dem Autor aufnehmen. Vielen Dank allen, die uns aus eigenen Fotoalben oder Familienarchiven Fotos und Unterlagen überlassen und uns Hinweise gegeben haben, vor allem mehreren früher im Basaltwerk Beschäftigten bzw. ihren Verwandten. Stellvertretend seien genannt Hubert Kaliwoda, Andreas Becher und Heinz Schnurrer. Sofern kundige Leserinnen und Leser Ungenauigkeiten feststellen, so ist der Autor für notwendige Korrekturen und Ergänzungen dankbar. Unterlagen fehlen vor allem zu den technischen Entwicklungen beim Abbau und der Verarbeitung, zur Situation in den Kriegsjahren, auch zu Erschließungsmöglichkeiten und Arbeitsbedingungen. Insofern muss die folgende Darstellung noch lückenhaft bleiben. Ein erfreuliches Echo fanden unsere Aufrufe, uns Fotos und Materialien aus Nachlässen ehemaliger Beschäftigter zur Verfügung zu stellen. Leider fehlen häufig genauere Datums- oder Ortsangaben, auch die Fotografen sind oft unbekannt. Weil sie aber doch Eindrücke von den Arbeitsbedingungen wiedergeben, haben wir an passenden Stellen kleine Fotogalerien eingefügt, manchmal ohne nähere Erläuterungen.

Friedrich Wölfl (2024)

Das Basaltwerk:

ein Jahrhundert Basalt und Ton, Arbeit und Lohn

1. Basalt und Tone: erdgeschichtliche und geologische Gegebenheiten

2. Die Anfänge des Abbaus

3. Erste Erwerbungen der Basaltstein AG und standortferne Erweiterungen

4. Entwicklungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

5. Die letzten Jahrzehnte des Basalt- und Tonabbaus am Standort Steinmühle

6. Beitrag: Unser schönes Stiftland

erdgeschichtliche und geologische Gegebenheiten

1. Basalt und Tone

Basaltsäulen wie hier im Steinbruch Steinmühle sind erkaltete basaltische Lava. Das mittel- bis dunkelgraue vulkanische Gestein ist weltweit verbreitet. Im oberen Erdmantel entstehen Gesteinsschmelzen, die als Basaltmagma aufsteigen, als Lava ausfließen und zu einem  Gesteinsgefüge erstarren. Je nach Tempo der Abkühlung und im Verlauf des Schrumpfungsprozesses und der Auskristallisation der Lava entstehen verschiedene Formationen des Gesteins. Die Entwicklung von Säulen ist bei den Basalten ein weit verbreitetes Phänomen. Im Idealfall zeigen die Säulen einen sechsseitigen Umriss. Die Basaltvorkommen in unserer Region gehören zum Eruptionsgeschehen im Westen der nordböhmischen Reihe entlang des Egertalgrabens. Experten sprechen von rd. 150 Basaltkegeln in der Region.
Der Name Basalt stammt aus dem Lateinischen: Die Römer bezeichneten damit einen dunklen, sehr harten äthiopischen Stein vulkanischen Ursprung. Erst im 18. Jahrhundert gelangte die Bezeichnung in den deutschen Sprachraum.
Die Arbeit im „Bruch“ war für vier bis fünf Generationen Grundlage für das Leben hunderter Arbeiter und ihrer Familien in der gesamten Region. Als im Jahr 2009 der Basalt von Geowissenschaftlern zum „Gestein des Jahres“ gekürt wurde, war das „Basaltjahrhundert“ für Steinmühle und Umgebung schon gut drei Jahrzehnte vorbei.

Der Steinmühler Keramik-Ton wurde im Rohstoff-Merkblatt der Deutschen Keramischen Gesellschaft im Jahr 1972 so charakterisiert: "Das bekannte Tonvorkommen von Steinmühle liegt am südwestlichen Rand des großen Steinmühler Basaltbruches. Es handelt sich hier um ein umgeschichtetes, mächtiges Tonpaket (ca. 10 bis 20 m), das von mehreren Metern mächtigen Basaltgeröll- und Sandschichten überlagert und dadurch vor einer möglichen Erosion geschützt worden ist. Das Tonpaket ist in sich nicht homogen, es wechseln partienweise sandige und feinstkörnige Tonhorizonte. Die Tone finden als hellbrennende Steinzeug-, Binde- oder gelegentlich auch als Steinguttone Verwendung in der Keramik. Der Mineralbestand der Steinmühler Tone ist gekennzeichnet durch hohe Glimmermineralanteile neben wechselnden Anteilen an Kaolinitmineralien und Quarz.

Die besondere Qualität des Steinmühler Kaolintons war schon lange bekannt. So finden sich in der "Technischen Beilage" zu dem Keramischen Rundschreiben des Ingenieurbüros Dipl.-Ing. Friedrich Dettmer, Lübeck (November/Dezember 1947) die folgendene Hinweise. Verfasser ist Ober-Ing. E. Kempcke vom Zentrallabor der Porzellanfabrik Carl Schumann AG Arzberg: " Aus der Vielzahl untersuchter bayerischer Bindetone (...) überrascht der Kaolinton von Steinmühle (Lieferwerk: Erste Bayerische Basaltstein-AG., Steinmühle b. Waldsassen) durch seine lichtgraue Brennfarbe und verhältnismäßig gute Biegefestigkeit. (...) In geologischer Hinsicht ist das Vorkommen von Steinmühle bei Mitterteich von besonderem Interesse, da Basaltlaven über dieses tertiäre Tonlager geflossen sind; demnach sind die Erzeugnisse der Eruptionen im Reichsforstgebiet (sic!) jünger als der Ton."  Als Förderungsmenge wurden damals je Monat 1 000 Tonnen angegeben. Der Feuchtigkeitsgehalt schwankt zwischen 3 und 18%, er sei beim Verwendungszweck zu berücksichtigen.

 

 

2. Die Anfänge des Abbaus

Es gab in der Umgebung seit Menschengedenken mehrere kleinere Basaltsteinbrüche. Der Stein wurde beim Bau von Gebäuden und Brücken genutzt. Zu erwähnen ist hier in erster Linie das Basaltvorkommen auf dem "Gummelberg" (später Gommelberg). Heute erinnert der mit Wasser gefüllte Krater nahe der Gommelbergkapelle daran. Früheren Zeitzeugen ist der Steinbruch der Familien Schmid als Pächter und der Familie Siegl als Besitzer noch in Erinnerung, weil er zum Neubau der Gommelbergkapelle führte. Ausführliches dazu im Aufsatz von Robert Treml "Gummelbergkapelle 1905 - 2005" auf unserer Ortschronik-Seite. Wir dürfen ihn mit Zustimmung seiner Frau hier verwenden.

Ausführlichere Erläuterungen zur Geologie finden sich auf einer Informationstafel nahe der Gommelbergkapelle. Sie stammen von Dr. Andreas Peterek. Die Tafeln mit Text, Fotos und Illustrationen wurden in Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft Pleußen und dem Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Mitterteich errichtet.

Das ursprüngliche Kirchlein stand dem weiteren Basaltabbau im Wege. Im Jahr 1904 erteilte das Bischöfliche Ordinariat die Erlaubnis zur Verlegung bzw. zum Neubau der Wallfahrtskapelle. Der Abbau war so weit vorangeschritten, dass sie nur noch von der Nordseite her zugänglich war und "ragte wie eine Art Kuppe aus der umgebenden Landschaft heraus" (Robert Treml). Der neue Bauplatz war dann knapp 100 Meter vom bisherigen Platz entfernt. Die Einweihung der neuen Kapelle war am 13. August 1905. Die folgende Fotoreihe zeigt Skizzen aus der Zeit der Verlagerung, auf denen der Steinbruch, die Maschinengebäude, die Rollbahnen, Pferdestallungen und Wohngebäude für die Arbeiter eingezeichnet sind. Gefunden haben wir sie im Staatsarchiv Amberg.  Die Bilderreihe schließt ein Blick im Jahr 2023 auf den Teich im ehemaligen Steinbruch ab.

 

 

 

Einen neuen Abbau und jetzt in größerer Dimension nahm dann Josef Wiendl, Gasthof- und Gutsbesitzer in Mitterteich südlich der Straße zwischen Mitterteich und Waldsassen in Angriff. Er betrieb seit 1873 zwei kleine Basaltwerke in Mitterteich und Steinmühle. Die Vorkommen in Steinmühle schienen ergiebiger zu sein. Rd. 70 ha boten bei einer durchschnittlichen Tiefe von 40 Metern gute Aussichten für einen rentablen Abbau. In den ersten Jahren wurde der Schotter im sog. Handschlag gewonnen, d. h. die Arbeiter mussten mit Körperkraft, ihren Händen und geeigneten Werkzeugen die Steine schlagen.
Die schwere und kraftraubende „Handklopferei“ wurde  schon Anfang der 1880er-Jahre eingestellt, sie war unrentabel. Einen Fortschritt brachte die maschinelle Schottergewinnung. Wegen des zunehmenden Transportaufkommens richtete die  Bahn 1876 an der Strecke von Wiesau nach Eger in Steinmühle eine Haltestelle mit Güterabfertigung ein. Der erste Bahnhof stand auf der Steinbruchseite, wegen Platzmangel wurde 1899 der Bau eines neuen Bahnhofs auf der genüberliegenden Seite nötig (vgl. dazu den Artikel "Vom Aufstieg und Niedergang des Bahnhofs Steinmühle" in dieser Ortschronik).
Am  4. Oktober 1880 wurde die „Erste bayerische Basaltsteinactiengesellschaft“ in Bayreuth ins Leben gerufen. Initiatoren der EBAG waren Josef Wiendl aus Mitterteich und der Bayreuther Bankier und Reichstagsabgeordnete Friedrich von Feustel. Letzterer wurde auch erster Aufsichtsratsvorsitzender. Erster Vorstand wurde Kommerzienrat Michael Kolb aus Bayreuth. Dessen Bankhaus sicherte auch die erforderlichen Betriebsmittel. Die 480 Aktien zu je 500 Mark bildeten das Grundkapital in Höhe von 240 000 Mark. Josef Wiendl verkaufte die Basaltwerke in Mitterteich und Steinmühle an die neue Aktiengesellschaft. Er erhielt 400 Aktien zu je 500 Mark und 100 000 Mark Bargeld, ferner erhielt er 80 Aktien und Partial-Obligationen der neu erworbenen Firma Zapf (Bayreuth, mit dem Basaltwerk Weha bei Kemnath), zusätzlich 20 000 Mark. Das Unternehmen stand mithin auf sicheren Beinen und bot rd. 400 Männern und Frauen eine Arbeitsmöglichkeit. Die Arbeitskräfte in der Gegend waren bald ausgeschöpft, auch die bäuerliche Bevölkerung konnte ihn nicht decken. Schon 1884 wurde deshalb die Schotter- und Splittproduktion auf maschinellen Betrieb umgestellt.

 

Der Transport der Steine zum Bahnhof muss schon Mitte der 1880er-Jahren von Fuhrwerken auf eine Feldbahn mit der Spurweite 700 mm umgestellt worden sein. Belegt ist eine Lieferung einer 30 PS-Lokomotive an die Erste Bayerische Basaltstein AG. Hersteller war die kurz vorher gegründete Firma Jung&Staimer, die am 3.9. 1885 ihre erste Lokomotive ausgeliefert hatte. Die Typenbezeichnung war: Jung FNr. 24/1886, 30 PS, 5,20 t, B-n2t, 700 mm.

Am 22. Januar 1881 schloss die Generaldirektion der königlich-bayerischen Verkehrsanstalten mit der EBAG einen Vertrag: Die Eisenbahn durfte das schon 1876 von Josef Wiendl hergestellte Industriegleis nutzen. Ferner wurde die Laderampe verlängert – entlang der „Hütten für die Steinklopfer“, wie es in einem Dokument heißt.

Für das Jahr 1886 zeigt der folgende  Handriss der Steuergemeinde Pleußen (88-22) zwei Steinbrüche nahe der Straße von Pleußen nach Königshütte, etwa dort, wo heute das Sportgelände des SV Steinmühle liegt. Mithin wurden Teile der ursprünglichen Brüche vermutlich mit dem Abraum späterer Brüche aufgefüllt.

Erstaunlich: Bei den Unterlagen, die uns aus Familienarchiven zur Verfügung gestellt wurden, fand sich auch ein umfangreiches Verzeichnis der am 1. Juli 1886 "auf den Gewerkschaften Steinmühle & Mitterteich beschäftigten Arbeiter". Als "Gewerkschaft" wurden damals Unternehmen bezeichnet, hier also der Betrieb mit Steinbrüchen und Basaltwerk.

Das Verzeichnis umfasst rd. 200 Namen, wobei die "Steinklopfer" aus der gesamten Region stammten, vereinzelt werden als Heimatorte auch Prag oder böhmische Ortschaften angegeben. Die ältesten Arbeiter waren 1886 bereits über 60 Jahre, die jüngsten gerade 14 Jahre. Ebenfalls erstaunlich: Unter den "Steinklopfern" sind immer wieder auch "Steinklopferinnen" aufgeführt, was auch Fotos aus den Steinbrüchen belegen. Keine Unterlagen konnten wir zur Finanzierung der Betriebskrankenkasse finden, weder über die Höhe der Beiträge noch über Anteile seitens des Arbeitgebers oder staatlicher Stellen noch über die Leistungen dieser Kasse. Ein Brief eines praktischen Arztes zu Mitterteich vom 12. November 1886 gibt Auskunft über seine Bereitschaft, die Stelle des Kassenarztes zu übernehmen, und zwar nach Rücksprache mit Direktor Kolb, der zugleich Vorstand der Betriebskrankenkasse gewesen sein müsste. Der Arzt stellte sich eine pauschale Summe von 400-500 Mark vor - vermutlich jährlich - oder Leistungen von Fall zu Fall: so für einen Besuch in Mitterteich 1 Mark, in Steinmühle 5 M (Fuhrwerk 3 M + 2 M für ärztliche Leistung). Schwere Verletzungen werde er nach der Gebührenordnung von 1875 berechnen. Welche Möglichkeit dann gewählt wurde, ist unbekannt. Die erste "Versicherte" scheint am 30. Januar 1887 in das Distriktkrankenhaus Kemnath eingeliefert worden zu sein, eine Steinklopferin (!) aus Kaibitz mit einer Verwundung am Schienbein. In den Unfallanzeigen an die Steinbruchsgenossenschaft in Nürnberg, die sich in den Unterlagen fanden, überwiegend Verletzungen an Brust, Schulter, Händen oder an den Augen. Die Unfallhergänge sind steinbruchtypisch: Stürze beim Lösen von Felsbrocken oder Erdmassen, bei der Handhabung von Sprengstoffen, mit Brecheisen oder Schlegeln oder bei der Arbeit mit den Loren in den Gleisen. Bei Verstößen gegen Sicherheitsbestimmungen, z.B. in den Gleisen der Feldbahn oder zwischen den Loren, sprach die Steinbruch-Genossenschaft auch Strafen aus, so z.B. am 18.1.1911 eine Strafe in Höhe von 2 Mark, zu zahlen an die Betriebskrankenkasse,

Der Ruf der Arbeiter bei den Behörden scheint eher zweifelhaft gewesen zu sein. Denn als die Gemeinde bei den Behörden Mitte der 1880er-Jahre um die Genehmigung ersuchte, eine Schule bauen zu dürfen, sorgte sich der in Waldsassen ansässige Distriktsschulinspektor Sparrer am 17. März 1887 um Schüler und Lehrer, denn "derselbe wäre gezwungen in der nahen Ortschaft Steinmühle (zu wohnen), in welcher sich meistens rohe Steinklopfer und verschiedene zweideutige Personen aufhielten".

Zur Lage der Betriebseinrichtungen und Gebäude: Eine genaue Jahresangabe für die folgende Lageskizze konnten wir nicht herausfinden. Es zeigt die Gebäude nördlich der Bahnhofstation. Am ehesten passt noch die Zeit Mitte der 1890er-Jahre, denn der neue Bahnhof, fertiggestellt auf der Gegenseite im Jahr 1899, ist noch nicht eingezeichnet. Die Direktion mit Direktor Kolb befand sich bis 1920 in Bayreuth, Beim Werk in Steinmühle gab es eine "Marketenderei", d. h. eine Verkaufsstelle  (Vorläuferin der späteren Kantine) für die "Steinklopfer" und es gab Arbeiterwohnungen. Das "Arbeiterhaus" an der Straße Pleußen-Königshütte entstand noch vor der Jahrhundertwende. Mit "Steinbrecher" in der Skizze ist die stationäre Maschine zur Zerkleinerung der Basaltbrocken gemeint, die aus dem Steinbruch mit der Feldbahn herangeschafft wurden. Wo und wie lange eine "Locomobil-Steinbrechanlage" in Betrieb war, muss noch offen bleiben. Im Staatsarchiv fand sich zwar eine Skizze einer solchen Anlage, sie ist der Vollständigkeit halber angefügt, nähere Angaben fehlten ebenso wie eine Datierung.

 

Bei unseren Recherchen, u.a. im Staatsarchiv Amberg, stießen wir mitunter auf Anträge der Basaltstein AG und Genehmigungen der Behörden zu technischen Einrichtungen. Im Folgenden also zwei Skizzen bzw. Pläne, vermutlich aus den Jahren um 1900: Einmal ging es um die Vergrößerung des Maschinenhauses und die Aufstellung des Wasserrohrdampfkessels Patent Heine mit einer Heizfläche von 80 qm bei einem Betriebsdruck von 1o Atmosphären. Explosionen galten als das Schreckgespenst bei der Dampferzeugung. So war man bemüht, diese Gefahren möglichst gering zu halten. Die Entwicklung ging dahin, den Betriebsdruck auf mehr Rohre zu verteilen. So sollte Schaden durch eine Explosion des Kessels bei Mensch und Maschine möglichst ausgeschaltet werden. Über größere Unfälle ließ sich in den Unterlagen nichts finden. Die zweite Skizze zeigt den Ablauf vor und nach dem Brechen der Felsbrocken. Auf der rechten Seite sieht man die Zulieferung der Basaltbrocken mit Feldbahn-Loren und das Auskippen in den Brecher. Unter dem Brecher werden die Loren mit dem gebrochenen Basalt, in der Regel Schotter, befüllt. Sie transportierten ihn zu den Eisenbahnwaggons und kippten ihn dort aus.  

und standortferne Erweiterungen

3. Erste Erwerbungen der Basaltstein AG

Die Aktiengesellschaft begann sehr bald, in Steinmühle angrenzende Flächen zuzukaufen, einerseits um ggf. weitere Vorkommen erschließen zu können, andererseits um Platz für Abraumhalden zu schaffen.
Der Blick richtete sich schnell auch auf andere Basalt-Abbaustätten: 1895 begann man mit der Errichtung einer Anlage in Maroldsweisach (heute Landkreis Haßberge an der Grenze zu Thüringen), abgebaut wurde dort bereits ein Jahr später. Für Anlagen, Betriebsgebäude, Verladestation und Industriegleise war Geländeerwerb nötig, Bruch und Werk waren dort mit einer Drahtseilbahn verbunden. Weitere Betriebe wurden eröffnet bzw. zuerworben, so in Marktschorgast (1900 bis 1. Weltkrieg), Groschlattengrün (1881-1896) und Aign bei Immenreuth (1890-1894).

Die Sprengstofffrage war immer wieder mit den Behörden zu klären, die mitunter auch eine Verlegung des Sprengstoffmagazins aus Sicherheitsgründen verlangten. So gab es Vorschriften zur räumlichen Lage des Sprengstoffmagazins mit strengen Abstandsvorgaben zu Wohnhäusern und Bahnanlagen und Auflagen für den Transport. Ferner brauchte es immer wieder neue Genehmigungen für die von den Herstellern neu entwickelten Sprengstoffe mit veränderter Sprengwirkung und Anwendungsgebieten. „Amtstechniker“ mussten die Einhaltung der Bestimmungen kontrollieren. Einen Blick in die Alltagssituation erlaubt das folgende Schreiben vom 14. März 1910 des in Regensburg angesiedelten Königlichen Gewerberats an das Bezirksamt:

Wohlwollend, fast ergebenst, berichtete die in Waldsassen ansässige Grenzzeitung am 4. Juni 1904 über neue Wasch- und Duschanlagen: "Steinmühle, 2. Juni. Mit welcher Fürsorge die Betriebsdirektion der 1. bayer. Basaltgewerkschaft Steinmühle für die Gesundheit ihrer Arbeiter bedacht ist, geht daraus hervor, daß dieselbe kürzlich eine  m o d e r n e   B a d e a n l a g e  einrichtete, welche den Arbeitern zur freien Benützung überlassen wurde, und von welcher auch seitens der Arbeiter ausgiebiger Gebrauch gemacht wird. Der Betriebsleitung gebührt hiefür der innigste Dank."   

Wie es dem Betrieb vor und während des I. Weltkriegs ging, bleibt noch zu eruieren. Bislang fehlen dazu Unterlagen, auch die beiden Festschriften bleiben dazu stumm. Nach dem Krieg wurden Sitz und Leitung des Unternehmens im Jahr 1920 von Bayreuth nach Steinmühle verlegt. Erweitert wurde das Absatzgebiet über Nordbayern hinaus, Kunden fanden sich - wenn auch wegen der höheren Transportkosten nur zeitweise - in Nordwürttemberg und in Baden.
Als besonderen „Markstein“ bezeichnet die Festschrift aus dem Jahr 1955 das Jahr 1936: Von der ehemaligen Basaltstein GmbH Schweinfurt wurden die Basaltsteinwerke Nordheim v.d. Rhön, Oberriedenberg in Unterfranken und Fladungen erworben. Drei Jahre später kam ein Schotterwerk in Schloppach dazu, dieses ging jedoch 1945 verloren, da es auf dem Gebiet der Tschechoslowakei lag.

 

4. Entwicklungen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Auch zur Situation in den 1930er-Jahren und in den Kriegsjahren sind nur wenige Quellen öffentlich zugänglich. Der Deutsche Reichsanzeiger und Preußische Staatsanzeiger vom 9. Juni 1941 (Hamburgisches Welt-WirtschaftsArchiv) weist für das Jahr 1940 Löhne und Gehälter in einer Höhe von 756 244,21 Reichsmark bei 87 032,25 RM Sozialabgaben aus, an Dividende wurden 4% ausgezahlt. In den beiden folgenden Jahren lagen die Zahlen bei 584 095,04 RM (57 337,62 RM) sowie bei 399 343,19 RM (35 114,59 RM), die Dividende im Jahr 1942 lag ebenfalls bei 4%. Der Jahresabschluss für 1940 vom 10. Mai 1941 weist noch auf die folgenden personellen Veränderungen hin: "Aus dem Aufsichtsrat ausgeschieden sind durch Tod Herr Kommerzienrat Martin Zehendner, Mitterteich; durch Kündigung Herr Karl Wiendl, Mitterteich. Neu in den Aufsichtsrat gewählt wurden die Herren: Major a.D. Karl Schmidt, Generalbevollmächtigter des Bankgeschäftes Karl Schmidt, Hof/B.; Franz Zehendner, Fabrikdirektor Mitterteich; Dr. Josef Wiendl, Chefarzt, Selb." Inwieweit die weiteren finanziellen Entwicklungen in Zusammenhang mit der Einbeziehung des Bankhauses Schmidt in den Aufsichtsrat standen, bleibt offen. Der Rückgang der Beträge zu Beginn der 1940er-Jahre kann mit der wirtschaftlichen Entwicklung in den Kriegsjahren erklärt werden, ebenso aber mit der Tatsache, dass viele Männer von der Reichswehr eingezogen wurden und so als Arbeitskräfte im Steinbruch ausfielen. Wie viele „Fremdarbeiter“ (auch „Ostarbeiter“ genannt) im Basaltwerk statt der bisherigen einheimischen Arbeiter eingesetzt waren, lässt sich nicht erschließen, Quellen dazu sind nicht zugänglich (siehe dazu auch den Aufsatz von Harald Fähnrich zum Arbeits- bzw. Straflager in Steinmühle auf unserer Ortschronik-Seite, der Autor versucht anhand einer Polizeiakte und Aussagen von Zeitzeugen eine Rekonstruktion des „Arbeitskommandos Steinmühle“, Original in der Jahresschrift „Oberpfälzer Heimat vom November 2014). Es gibt bis heute nur wenige Unternehmen, die sich dieser Phase ihrer Betriebsgeschichte stellen und dafür ihre Archive öffnen.
Monika Beer-Helm ist im Besitz von Arbeitsbüchern und Aufzeichnungen der „Deutschen Arbeitsfront“, in denen Mitgliedsbeiträge für den Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber verzeichnet waren. Ebenfalls entnehmen lässt sich der Einsatzort und die Dauer der Beschäftigung. Sie stellte die Unterlagen freundlicherweise zur Verfügung. Inzwischen haben uns Nachfahren von ehemals Beschäftigten ebenfalls mehrere Arbeitsbücher zukommen lassen. Der Blick in die Bücher belegt, dass wohl die meisten Arbeiter keine Ausbildung hatten. Die Arbeit "im Bruch" war trotz mancher maschineller Unterstützung echte Knochenarbeit.  

 

Arbeitsbücher der Steinbrucharbeiter geben Auskunft über die Tätigkeit vor der Einstellung beim Basaltwerk. Sie waren vorher oft Dienstknechte und Waldarbeiter, auch Arbeiter in den Porzellanfabriken oder in der Ziegelei. Was die soziale Absicherung der Steinbrucharbeiter betrifft, zeigt ein Eintrag im Mitgliedsbuch eines Steinbrucharbeiters in der Deutschen Arbeitsfront. Zur Mitgliedschaft war jeder Arbeiter verpflichtet. Unter der Rubrik Erwerbslosen- und Krankenunterstützung sind dort für 8 Wochen Ausfall wegen Krankheit im Jahr 1938 39.20 Mark angegeben. Damit blieb die Unterstützungsleistung für eine Woche unter 5 Mark.    

Wie schon erwähnt: Über die Ereignisse und Entwicklungen während der NS- und Kriegszeit waren nur wenige Materialien zugänglich, insofern beruhen die Beschreibungen auf Zufälligkeiten. Folgende Episode, gefunden in einem Dokument im Staatsarchiv Amberg, lässt trotzdem erkennen, dass im Sinne des NS-Systems übereifrige Beamte nicht immer Erfolg hatten und andererseits eine Werksleitung nicht automatisch NS-hörig sein musste.
Ein Hauptwachmeister der Gendarmerie Mitterteich berichtete am 26. März 1940 an den Landrat seine Beobachtungen anlässlich eines Dienstgangs am Ostermontag. Nach seiner Einschätzung sei die Einfriedung des Steinbruchs in der Nähe der Reichsstraße mangelhaft, zumal in der Nähe öfter Kinder aus Neupleußen spielen würden. Weiter fand er im Steinbruch und bei den Werksanlagen einen „wahren Friedhof von Alteisen aufgehäuft“. Er sehe, dass eine Menge davon als „kriegswichtige Produkte der Wirtschaft zugeführt werden könnten“. Es kümmere sich allerdings im Werk niemand darum, obwohl er bereits im letzten Jahr die „aufsichtführenden Organes des Steinbruchs“ darauf hingewiesen habe. Er verwies auf entsprechende Aufforderungen „des Herrn Generalfeldmarschalls Göring“. Der Hauptwachtmeister war wohl in der Sache mit Werksdirektor Sudhoff in Konflikt geraten. Bei einem gemeinsamen Rundgang durch Steinbruch und Werk deklarierte Direktor Sudhoff das Alteisen rundum als im Werk wiederverwendbar, auch nach Ansicht des Hauptwachtmeisters „gänzlich wertlose Eisenstücke“. Bei ihm, so der Polizeibeamte, hätten sich auch Belegschaftsangehörige dahingehend beklagt, „dass in der Leitung des Werkes noch wenig von einem national-sozialistischen Geist zu verspüren ist.“ Auch Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Göring habe sich dahingehend geäußert. Direktor Sudhoff teilte dem Hauptwachmeister telefonisch mit, dass er sich auf Grund dieses Vorfalls, über dessen „Tätigkeit bei höherer Stelle beschweren werde“, weil die Beanstandungen erfolgt sind, ohne dass der Hauptwachmeister dazu beauftragt gewesen wäre.
Aufschlussreich ist dann, wie der Landrat mit der Beschwerde des Postenführers umging. Schon am  1. April bestätigt die Gendamerie Tirschenreuth mit Vorlage an den Landrat, ein Gespräch mit dem Mitterteicher Hauptwachtmeister geführt zu haben. Er wurde „entsprechend aufgeklärt und belehrt, daß hinsichtlich Betriebsführung in erster Linie der Betriebsobmann und dann dessen vorgesetzte Dienststelle, die Arbeitsfront, in Betracht komme“.
Werksdirektor Sudhoff wurde tatsächlich nach dem Krieg kurzzeitig als Bürgermeister eingesetzt. Dafür suchte man ja allerorten Personen aus, die während der NS-Zeit nicht allzu nahe am NS-Apparat waren oder sich als Gegner erwiesen hatten.

Die Nachkriegszeit: Die Baumaßnahmen, insbesondere im Straßenverkehr in den Nachkriegsjahren waren für die Basaltindustrie zeitweise goldene Zeiten. In der Festschrift zum 75-jährigen Jubiläum 1955 verwiesen die Verantwortlichen voller Stolz auf insgesamt fünf Werke (Steinmühle, Maroldsweisach, Nordheim, Oberriedenberg, Fladungen) und auf das Kapital von 750 000 Mark. Man bezeichnete sich selbst als „solides, gesundes und florierendes Unternehmen“. Zur selben Zeit stellten alle Werke auf den kostengünstigeren Baggerbetrieb um. Die Rationalisierung erforderte auch den Abbau der Belegschaft mit immer noch über 400 Beschäftigten im Jahr 1955. Eine Quelle spricht davon, dass 1955 bereits 65% des produzierten Materials (3 000 Tonnen täglich) auf Lastkraftwagen abgefahren worden seien, obwohl alle Werke Bahnanschluss hatten. Schließlich wurden die Werke in der Rhön in den 1960er-Jahren verkauft.

Aus Informationsunterlagen für Kunden geht hervor, welche Erzeugnisse das Basaltwerk zu welchen Preisen - vermutlich Ende der 1950er-Jahre - anbieten konnte: Der Rohbasalt werde demnach in den nahegelegenen Brüchen gewonnen. Er kommt vor in Säulen bis zu 25 m Mächtigkeit, es handle sich um einen der härtesten Basalte Deutschlands. Die Druckfestigkeit beträgt zwischen 4 500 und 6 000 kg je Quadratmeter, das spezifische Gewicht zwischen 2,7 und 3,3. Der Produktionsvorgang wird so beschrieben: Das Basaltgestein wird im Steinbruch geschossen (früher "geknäppert", also mit der Hand geschlagen), mit Bagger auf die Feldbahn geladen und in die Mühle gefahren. Hier wird das Material zuerst gesiebt, läuft durch den Vorbrecher ("Doppelkniehebelbrecher"), der Steine von 1 000 x 800 mm annimmt und auf 150 mm bricht. Anschließend gelangt das vorgebrochene Material zu verschiedenen Nachbrechern (abhängig von der gewünschten Größe) und kommt über die Siebanlagen zu den "Symonsbrechern" (Rundbrecher mit extra großem Brechmaul, Fa. Krupp), die den Edelsplitt herstellen. Als Erzeugnisse waren im Angebot: Grundbausteine 200 x 200 mm für den Unterbau von Straßen zu 7,50 DM je Tonne; Schroppen 60 x 120 mm als Unterbau bei Teerstraßen zu 9,80 DM; Schotter 50 x 70 mm bis 30 x 40 mm als Unterbau für Teerstraßen, als Bahnschotter 35 x 55 mm 9,80 DM); Splitt 5x 15 mm und 15 x 25 mm als Unterbau für Teerdecken und für Betonmischungen (8,80 DM); Edelsplitt 1 x 3 mm bis 18 x 22 mm als Auflage auf Teerdecken und für Spezialbetonmischungen wie Betonrohre, Grabsteine, Platten (12,50 DM); Edelsand 0 x 3 mm als Auflage auf Bitumendecken (7,50 DM); Grus 0 x 5 mm und 0 x 15 mm als erste Teerdecke auf Teerstraßen (6,00 DM).

Ende der 1950er- oder Anfang der 1960er-Jahre errichtete die Firma Kassecker, Waldsassen, östlich der "Planie" genannten Abraumhalde nahe Forkatshof ein Asphaltmischwerk. Zu ihm führte auf halber Höhe der Planie parallel zum Bahngleis eine etwa 500 m lange 700 mm-Feldbahn. Sie belud das große Silo des Mischwerks mit Splitt. Das Mischwerk selber wurde in den 70er-Jahren wieder abgebaut, ob aus wirtschaftlichen oder ökologischen Gründen war nicht zu eruieren, ebenso wenig Daten zu  Produktionsmengen oder Verwendungen des Asphalts über den Straßenbau hinaus. Zwei Fotos aus einem Archiv einer Familie aus Forkatshof zeigen das Ausmaß des Silos.

Das Ende der 1950er-Jahre wie auch das darauffolgende Jahrzehnt waren geprägt von technischen Entwicklungen, den damit verbundenen Kapitalerhöhungen und den Umstrukturierung der Werke, so etwa die Zusammenlegung der Werke Nordheim und Fladungen und der Erschließung neuer Vorkommen in Maroldsweisach und Oberriedenberg.
Die Steinbrüche waren zum großen Teil gepachtet, der Bruch in Steinmühle war dagegen im eigenen Besitz. Die Qualität der Basalte galt allgemein als sehr gut, die hohe Druckfestigkeit und Frostbeständigkeit macht sie sehr geeignet für den Wege-, Eisenbahn- und Wasserbau wie auch als Betonzuschlagstoff. Alle Werke hatten Bahnanschluss, die Verlagerung des Transports auf die Straße nahm allerdings ständig zu.

 

 

Die folgende Sammlung von Fotos, wenn auch meist undatiert und auch chronologisch nicht sortiert, lässt dennoch Schlüsse zu auf manche technische Entwicklung in den Steinbrüchen in den verschiedenen Jahrzehnten seit Beginn des Basaltabbaus. Zudem geben Sie Einblicke, unter welchen Arbeitsbedingungen der Alltag zu leisten war. In den Gesichtern der Arbeiter spürt man immer wieder eine Mischung aus den Anstrengungen und Mühseligkeiten des Alltags und gleichzeitig immer auch ein bisschen Stolz, diese schwere Arbeit leisten zu können. Zur Verfügung gestellt haben die Bilder dankenswerterweise die Nachfahren von ehemals Beschäftigten, ebenso Herr Stadtarchivar Hermann Müller, Waldsassen, Fotos stammen auch aus dem Archiv Gammanick sowie von Herrn Werner Männer vom Arbeitskreis Heimatpflege Mitterteich.

 

Die Arbeit in der Tongrube

Wie der Basalt im Steinbruch wiesen auch die in der Tongrube Steinmühle gewonnenen Tone eine besondere Güte auf. Sie wurden von der keramischen Industrie abgenommen und zu Steingut-, Binde-, Chamotte- und Steinzeugton verarbeitet, siehe dazu auch die Belege in Abschnitt 1 Basalt und Tone. Die Tongrube (heute "Pleußener Meer") lag an der heutigen Bundesstraße Mitterteich-Waldsassen.

Das folgende Foto dürfte noch vor 1900 entstanden sein. Mit Pickel, Schaufel und purer Muskelkraft musste der schwere Ton abgebaut werden.

Die folgende kleine Bildergalerie hat die Arbeit in der Tongrube und die Schmalspurbahn aus dem "Dahlluach" zum Gegenstand. Die meisten Fotos hat dankenswerterweise Hubert Kaliwoda aus seinem Archiv zur Verfügung gestellt, sein Vater war lange Jahre im Basaltwerk beschäftigt. Die Fotos geben Einblicke in die Tongrube in verschiedenen Jahren und Abbauphasen, Entstehungsdaten und Fotografen sind nicht immer bekannt.

Das letzte Foto zeigt eine Fahrt nahe der Straße Mitterteich-Waldsassen aufwärts in Richtung Straßenübergang nahe der Kirche: Um den Höhenunterschied zu bewältigen, waren zwei Spitzkehren in der Grube nötig. Die Diesellok wird von Fachleuten zum Typ Heeresfeldbahn HF50B gerechnet. Hier meistern Josef Mayer (Königshütte, Bildmitte) und Josef Standfest (Steinmühle, Führerstand) die fast zwei Kilometer lange Strecke zur Bahnrampe bzw. zu den LKW-Rampen nahe dem Werk. Die Holzkastenkipper wie hier im Bild wurden zunächst auf Untergestellen aus Eichenholz teilweise vor Ort in den eigenen Werkstätten angefertigt, später wurden die hölzernen Oberteile auf Stahlgestelle ummontiert. Die Holzloren hatten ein Fassungsvermögen von 2 1/4 m3. Die eisernen Kippmulden hatten dagegen nur ein Fassungsvermögen von 1 1/4 m3 und dabei den Nachteil, dass sich der klebrige, oft feuchte Ton nicht vollständig aus der Mulde kippen ließ (vgl. Gerald Hoch/Andreas Kuhfal: Nebenbahnen in der Oberpfalz, Neustadt/Cbg. 2000, S. 101).

Die Be- und Entladearbeiten mit den tonnenschweren Wagen der Feldbahn, auf dem folgenden Foto mit großen Tonbrocken, war nicht nur eine schwere Arbeit, sondern auch gefährlich. Man kann sich vorstellen, wie mühsam die Arbeiten vor dem Abbau mit Baggern gewesen sein muss.

Gleise wie Streckenführung der Feldbahn waren teilweise nicht stabil, ließen manchen Wagen aus den Gleisen springen und mussten häufig repariert werden. Auf dem folgenden Foto queren sie die Straße von Pleußen nach Königshütte. Ein Warnschild "Feldbahn kreuzt" machte die Autofahrer auf den ungewöhnlichen Bahnübergang ohne sonstige Sicherung aufmerksam. Zusätzlich war es die Aufgabe der "Bocklboum" genannten "Zugbegleiter", den Straßenverkehr zu sichern. Kein Wunder, dass "Bocklbou" für manchen Siebenjährigen zum Traumberuf wurde, war die "Regelung des Straßenverkehrs" doch fast eine polizeinahe, auf alle Fälle sicherheitsrelevante Aufgabe.

Zur letzten Fahrt aus der Tongrube schrieb der Bahnexperte Werner Männer in der Lokalzeitung "Stiftlandbote" vom 24. Oktober 1984 einen aufschlussreichen Artikel unter der Überschrift:

Eisenbahn-Ära ging zu Ende

Nachdem bereits die Bundesbahn immer mehr ihren Betrieb im Grenzland reduzierte, teilweise sogar einstellte, mußte jetzt auch die Lok der einzigen Schmalspurbahn im Landkreis endgültig in den Schuppen einfahren. 94 Jahre versah die Bahn zuverlässig ihre Dienste. Die Tonvorkommen bei Steinmühle sind bis auf einen geringen Rest erschöpft. Durch den Ausbau der Bundesstraße 299 mußten die Schienen abgerissen werden. Lastwagen transportierten den restlichen Ton nun aus der Grube. "Wie auf einer Fahrt zum Friedhof" charakterisierte Josef Mayer die letzte Fahrt ins Werk nach Steinmühle. Zuvor hatten beide Lokführer, Josef Standfest und Josef Mayer, die Maschine noch einmal auf Hochglanz gebracht. Mit herbstlichem Laub geschmückt, an der Stirnseite eine Tafel, die die letzte Fahrt verkündete, so fuhren die beiden mit ihrer Lok noch einmal in die Tongrube ein. Der weiße Ton - er wird wegen seiner besonderen Güte und Eigenschaften mit Vorliebe in der keramischen Industrie verwendet - wird auf drei Loren verladen. Nachdenklich läßt Standfest den Motor anspringen. Er legt den ersten Gang ein. Mit einem Ruck fährt die 50 PS starke Maschine an. Die Männer im Lokführerstand kennen jeden Handgriff und jedes Teil der Maschine. Vierzig Jahre alt ist die Diesellok und noch immer in Ordnung. Die sechs Tonnen schwere Last zieht sie mühelos hinter sich her. Freilich - früher waren es einmal 15 Tonnen Gewicht, die sie schaffte. Unterwegs wird die Schmalspurbahn immer wieder bestaunt. An diesem Tag besonders. Fotografen zücken die Kamera. Auch Karl Wannunger wartet gespannt. Standfest hält an für eine letzte Aufnahme. "Der Karl", so Standfest, "kennt jede Schraube an dieser Maschine. Bis in alle Einzelheiten hat er sie schon zerlegt". Wanninger war früher in der Werkstatt beschäftigt und für die Wartung der Loks mit zuständig. Etwas wehmütig lächelt er, als die Bahn ihre Fahrt fortsetzt. Stampfend und ratternd lässt Standfest die Lok wieder anfahren. Mayer eilt inzwischen voraus. In der Hand hält er eine Kanne. Damit streut er Sand auf die Schienen, um den Rädern festen Halt zu geben. Die Lastwagen haben die Gleise verschmiert, die Räder würden durchdrehen. Dann verschwindet der Zug im Wald. Rückwärts fährt er an die Laderampe zum Basaltwerk in Steinmühle. Immer wieder beobachtet Standfest die Loren: "Es kommt oft vor, daß einer der Wagen ausspringt. Hier muß man jeden Ruck auf den Schienen kennen." Das ist kein Wunder. Immerhin sind die Schienen seit über 90 Jahren verlegt. Seit einiger Zeit wurden keine Unterhaltungsarbeiten mehr gemacht. Die Einstellung der Schmalspurbahn war nur eine Frage der Zeit. Da kam es schon öfter vor, daß einmal ein Wagen aussprang oder gar die Lokomotive entgleiste. Mit Handwinden mußte sie dann wieder in die Schienen gedrückt werden. In den 50er-Jahren war in der Tongrube mehr Betrieb. Über 20 Leute waren hier beschäftigt. Zuletzt blieben nur noch Standfest und Mayer übrig. Die Vorkommen des Steingut-, Binde-, Chamotte- und Steinzeugtons hatten sich verringert. Bis zu acht Schmalspurzüge waren früher in Steinmühle im Einsatz, um aus dem nahegelegenen Steinbruch das Material zum Brecher nach Steinmühle zu bringen. Oft sah man auch die kleinen Dampfloks, hörte ihr Pfeifen. Auch Dieselloks waren schon im Einsatz. Heute steht zur Erinnerung die letzte Dampflok im Dampflok-Mudseum in Neuenmarkt-Wirsberg. In der Vergangenheit hat die Schmalspurbahn in Steinmühle viele Hobby-Eisenbahner aus allen Teilen der Bundesrepublik angezogen. Diese Ära ist jetzt zu Ende. (Werner Männer).

 

Fast eineinhalb Jahrzehnte nach dem Ende des Basaltabbaus gingen auch die Tonvorkommen zu Ende. Der Abbau war immer unrentabler geworden. Der letzte Tontransport (Foto oben) mit geschmückter Kleinlok war dann am 31.10.1984 zu den Rampen für die LKWs beim Werk. Die beiden Strecken der Kleinbahn in die Basaltbrüche waren zu diesem Zeitpunkt schon länger eingestellt. Zeitzeugen erinnern sich noch an die Gleise der 700 mm-Bahn mit den Rangiermöglichkeiten am Werk, den Lokschuppen und an die Verladebunker.

Wir haben uns bemüht, Lohnabrechnungen aus den verschiedenen Jahrzehnten zu erhalten. Es gelang nur in Ausnahmefällen wie die folgenden Eintragungen für einen Tongrubenarbeiter im Jahr 1950 und zum Vergleich 1959 zeigen. Die Bescheinigungen zur Rentenversicherung weisen einen Jahresverdienst (vermutlich brutto) aus für 1950: 2440 Mark, das entspricht einem Monatslohn von 203 Mark, mithin wöchentlich 50 Mark. Im Jahr 1959 war der Jahresverdienst gestiegen auf 3743 Mark, das bedeutete 312 Mark im Monat, wöchentlich also knapp 80 Mark. Eine Halbe Bier kostete im Jahr 1950 45 Pfennige, 10 Jahre später 60 Pfennige, Da der Lohn wöchentlich bar ausbezahlt wurde, war es nicht verwunderlich, wenn - so manche Erzählung - die eine oder andere Ehefrau an Zahltagen gerne den Mann "von der Arbeit abgeholt hat". So konnte sie öfter ein zu schnelles Abschmelzen des Wochenlohns in der Kantine verhindern. Zum Vergleich der in den Statistiken für Deutschland angegebenen durchschnittliche Arbeitslohn für das Jahr 1950 in Höhe von 2840 Mark, das sind rd. 16% mehr als ein Tongrubenarbeiter in Steinmühle erhielt. Natürlich waren Kaufkraft und Lebensverhältnisse in verschiedenen Regionen schwer zu vergleichen wie auch die Art der Beschäftigung. Bemerkenswert auch die Entwicklung der zu leistenden Arbeitsstunden: Im Jahr 1950 waren es noch 48 Stunden in der Woche, verteilt auf 6 Tage. Die Forderungen der Gewerkschaft nach der Fünftagewoche ("Samstags gehört Vati mir!") setzten sich dann zuerst 1959 im Steinkohlebergbau eingeführt. Andere Branchen zogen in den 1960er-Jahren zögernd nach, entsprechend verringerte sich die wöchentliche Arbeitszeitszeit in Stufen auf 46 und dann bis 40 Stunden. Inwieweit die Basaltbranche welche Arbeitszeiten umsetzte, bliebe noch zu recherchieren.

Die letzten Jahrzehnte des Basalt- und Tonabbaus am Standort Steinmühle

5. Die letzten Jahrzehnte

Der Preisverfall beim Basaltgestein führte schon 1967 und 1968 zu Verlusten und gefährdete die Rentabilität der Werke und der getätigten Investitionen in den Werken Oberriedenberg und Nordheim, die 1969 auch verkauft wurden. Am Standort Steinmühle stand man vor dem Ende der Ausbeutungsmöglichkeiten, nur die Tongrube arbeitete noch rentabel. Beschäftigt waren dort bis zu 30 Arbeiter. Man begegnete den Schwierigkeiten mit der Erschließung neuer Basaltvorkommen am Hirschentanz, rd. 7 Kilometer nordwestlich von Steinmühle. Am dortigen Steinbruch wurde 1969 auch eine moderne Vor- und Nachbrecheranlage errichtet und 1970 in Betrieb genommen. Eine schon länger geplante Splitt- und Edelsplittanlage wurde 1977 eingeweiht. Baufirmen errichteten an Ort und Stelle 1977 eine Asphaltmischanlage, an der die AG und die Basaltwerk Pechbrunn GmbH je eine 10%ige Beteiligung hatten. Zum Steinbruch und Basaltwerk Hirschentanz finden sich weiter unten einige Daten und Fotos aus der Festschrift 1980. In eben dieser Festschrift wird für das Jahr 1971 auch  „die endgültige Wende in der Ertragskraft der EBAG“ bestätigt. Den Vorstand bildeten ab 1969 Dr. Lothar Bäumler (Steinmühle) und ab 1978 Edgar Neubauer (Tirschenreuth).

Um einen auswärtigen Unternehmer in der Basalt-Branche zu verhindern, entschloss man sich 1973, das zum Verkauf stehende Basaltwerk Pechbrunn GmbH mit einem Anteil von 42,5% zu übernehmen. Beteiligt waren drei weitere Unternehmen aus Wiesau, Mitterteich und Bad Berneck. Bislang war das Werk im Besitz zu 2/3 des Freistaats Bayern und zu einem Drittel der Deutschen Bundesbahn. Das Vorkommen am Teichelberg war beachtlich und von hoher Qualität, allerdings waren zur Sicherung der Rentabilität große Investitionen nötig. Brecheranlagen, Silos, Zugangswege wurden erneuert, allerdings blieb die Rentabilität hinter den Erwartungen zurück.

Strategie der EBAG war wohl, sich breiter aufzustellen: 1974 erwarb man die Hälfte eines Dolorit-Steinbruchs mit Asphaltmisch- und Düngekalkanlage in Hormersdorf . Dolorit ist ein basaltähnlicher Stein, aber grobkörniger. Im selben Jahr erwarb man ein Viertel der Bayerischen Hartstein-Industrie AG, daran beteiligt war die Hormersdorfer Steinbruch GmbH, so dass man Synergieeffekte nutzen konnte, etwa bei den Betrieben in Voccawind, das zur Bayerischen Hartstein-Industrie AG gehörte in Verbindung mit dem nur zwei Kilometer entfernten Betrieb in Maroldsweisach. Die kapitalmäßigen Verflechtungen ermöglichten Modernisierungs- und Rationalisierungsmaßnahmen und eine neue Arbeitsgemeinschaft für den Betrieb Zeilberg nahe Maroldsweisach, der 1979 eröffnet wurde. Gleichzeitig wurden die Werke Voccawind und Maroldsweisach stillgelegt. Inzwischen war das Kapital des Unternehmesn auf 2 Millionen DM erhöht worden. Für das Jubiläumsjahr 1980 gibt die Festschrift diesen Gesamtbestand an, der die Breite der Diversifizierung deutlich macht:

  • Basaltwerk am Hirschentanz
  • Tongrube in Steinmühle

sowie Beteiligungen an:

  • ARGE Steinbruchbetrieb Zeilberg der BHI-EBAG Maroldsweisach
  • Basaltwerk Pechbrunn GmbH
  • Hormersdorfer Steinbruch GmbH (Betriebe in Hormersdorf und Vilshofen/Opf)
  • Bayerische Hartstein-Industrie AG, Nürnberg (Werke in Zinst und Waldkirchen)
  • Asphaltmischwerk Hirschentanz mit Anlagen in Pechbrunn und am Hirschentanz
  • Nordbayerische Basalt-Union, Würzburg
  • Rhön-Pflasterbau GmbH, Bad Neustadt/Saale

Dazu heißt es in der Festschrift 1980: „Alle Werke sind ausgelastet und laufen auf vollen Touren. Die sich abzeichnenden Aussichten kann man, was den Straßenbau betrifft, nicht gerade rosig nennen. Doch sind wir der festen Überzeugung, durch weitere Aktivitäten auch eine evtl. vor uns liegende Durststrecke überwinden zu können.“
Im selben Jahr waren im Aufsichtsrat dessen Vorsitzender Werner Schmidt, Bankier (Hof), dessen Stellvertreter Prof. Dr. Hans-Joachim Wiendl (Bamberg), Oberregierungsdirektor a. D. Fritz Schnetzer (Bayreuth), Generaldirektor Franz Zehendner (Mitterteich) und als Arbeitnehmervertreter Josef Mayer (Königshütte) und Josef Standfest (Pleußen).

Auf dem folgenden Foto sieht man die beiden Arbeitnehmervertreter Josef Mayer (Königshütte, links) und Josef Standfest (Steinmühle) vor einer Diesellok mit einem Zug aus der Tongrube.

 

Bei der Weihnachtsfeier der Firma im Jahr 1986 sprach Direktor Dr. Lothar Bäumler davon, dass man "Marktführer in Bayern" geworden sei und über die  bislang betriebenen sieben Steinbrüche in ganz Nordbayern hinaus noch größer werden wolle. Man schaue mit "verhaltenem Optimismus" in die Zukunft. Ähnliche Worte fand er beim Jahresrückblick 1989, das Jahr sei das bisher erfolgreichste Jahr im Steinbruch Hirschentanz gewesen mit mehr als 400 000 Tonnen Abbauleistung. Der Basaltkegel zwischen Konnersreuth und Pechbrunn war, so die Geologen, der Schlot eines vor über 26 Millionen Jahren erloschenen Vulkans.

Fernziel sei der Abbau von 500 000 Tonnen jährlich. Man habe einen neuen Kiessteinbruch bei München dazugekauft und betreibe die Teermischanlage am Hirschentanz künftig als alleiniger Inhaber. Und auch noch ein Jahr später bewertete Dr. Bäumler die Lage auch mit Blick auf die Öffnung im Osten als positiv, man wolle jetzt in der Branche im nächsten Jahr den zweiten Platz in der Natursteinindustrie erreichen und werde weitere Betriebe erwerben - mit der Keimzelle Hirschentanz.

Die Zukunftsaussichten wurden auch bei der Jahresabschlussfeier der EBAG-Firmengruppe 1994 noch überaus positiv beurteilt. Die Firmengruppe bestehe aus ca. 25 Betriebsstätten, die in "relativ kleinen Betriebseinheiten geführt werden", so Dr. Bäumler laut einem Pressebericht vom 23. 12. 1994. Im Gebiet Hirschentanz sei ein weiteres Abbaugebiet ausgewiesen worden und im Steinbruch Pechbrunn sei man "auf neues Gestein gestoßen". Im Rückblick doch etwas zu optimistisch war dann seine Prognose, mit diesem Vorkommen habe man für lange Zeit ausgesorgt, so der Vorstandsvorsitzende lt. Pressebericht. Für den Bruch Hirschentanz wurden jährlich etwas 50 Tonnen Sprengstoff benötigt, für die im Durchschnitt 11 000 m Bohrkanäle geschaffen wurden. Jährlich bedeutete das eine produzierte Menge an 600 000 Basaltstein. Abfall könne es dabei ja keinen geben, resümiert der Berichterstatter Werner Männer am 6. Mai 1995.

Blicke auf die weitere Entwicklung des Basaltkegels "Hirschentanz": Der ursprünglich 645 hohe Gipfel wurde schließlich abgebaut auf eine 65 Meter tiefer gelegene Ebene. Der Steinbruch könne, so der Geologe des Basaltwerks im Jahr 2015, "noch einige Jahre weiterbetrieben werden". Auch diese Prognose erwies sich als nur bedingt gültig. Schon drei Jahre später muss es Gerüchte über eine baldige Schließung gegeben haben. Schließlich wurde Ende 2021 tatsächlich der Abbau eingestellt. Als Begründung nannte ein Sprecher des Unternehmens gegenüber der Lokalzeitung "die Erschöpfung der wirtschaftlich nutzbaren und genehmigten Vorräte der Basaltlagerstätte am Hirschentanz". Angekündigt wurde noch für 2022 der Beginn der Arbeiten zur Rekultivierung der Abbau- und Werkflächen. Da der Steinbruch am Teichelberg/Pechbrunn aus natur- und artenschutzrechtlichen Gründen schon 2018/19 eingestellt worden war, waren alle im Landkreis möglichen Basaltabbaugebiete stillgelegt. Die folgenden Fotos geben Eindrücke vom Basaltwerk Hirschentanz (Fotos aus der Festschrift 1980). Das letzte Foto wurde vom Autor Ende 2024 aufgenommen, also drei Jahre nach Stilllegung.    

 

Wie ging es mit dem Steinbruch in Steinmühle nach Ende des Basaltabbaus weiter? Die weitere Entwicklung ist im Beitrag zur Reststoffdeponie in dieser Ortschronik nachzulesen: "Vom ehemaligen Steinbruch zum technischen Bauwerk für Umweltschutz". Im hinteren Teil der Deponie finden sich noch einige Basaltsäulen als Reminiszenz an den früheren Basalt-Standort mit seiner 100-jährigen Geschichte, genauer Jahrmillionen alten Geschichte.

 

Wie hat sich die Lage der Steinbrüche und der Tongrube im Lauf der Zeit verändert?

Ein Kartenvergleich (Zeitreise unter https://geoportal.bayern.de/bayernatlas) zeigt die Veränderungen bei der Lage der Steingrube und der Tongrube im Lauf von gut 100 Jahren. Allerdings bleiben die Karten mitunter unklar bei Symbolen und in der Darstellung. Mit Hilfe von Lukas Bauer waren Karten für die Jahre 1915/1938/1942/1948/1967 zu finden. Die Veränderungen nach Einstellung des Abbaus werden in den Karten von 1984/1996/2008 und 2023 deutlich. Der Abbau des Basalts bewegte sich seit Beginn in den 1870er-Jahren in nordöstliche/östliche Richtung. Inwieweit dazu wann welche Grundstücksverhandlungen nötig waren, lässt sich nicht eruieren. Was auch interessant wäre: Wie haben sich seit Ende des 19. Jahrhunderts die technischen Möglichkeiten und Fähigkeiten verändert, mit denen man die Mächtigkeit der Vorkommen messen konnte?

Die erste Tongrube war jenseits der Straße zwischen Mitterteich und Waldsassen. Diesseits, also unterhalb der erst 1934/35  gebauten Kirche, begann der Abbau in den 1870-/1880er Jahren. Diese Tongrube (heute "Pleußener Meer") hat sich in nordöstlicher Richtung näher zur Bahnlinie verschoben, bis 1984 der Abbau eingestellt wurde.

Im Januar 1993 gab es wohl noch Versuche, über die Ausgabe von Aktien die finanzielle Situation der Basaltstein-Aktien-Gesellschaft zu verbessern und neue Miteigentümer zu finden. Jedenfalls wurden entsprechende Wertpapiere mit Anteilen zu 100 DM gedruckt, mit denen der Anteil verbrieft wurde. In welchem Ausmaß diese Versuche Erfolge zeitigten oder ob Wertpapiere dann nicht mehr ausgegeben wurden, konnten wir nicht eruieren. Die kurz danach eintretenden Entwicklungen lassen vermuten, dass sich der erwartete Erfolg nicht einstellte. Die Süddeutsche Zeitung vom 26. Oktober 1995 berichtete: "Die Konzern-Ergebnisse der EBAG-Gruppe waren in den letzten Jahren rückläufig." Hier eine der nicht gezeichneten Aktien zu 100 DM aus 1993: 

Angebot der Werhahn-Gruppe für Aktionäre "nicht ungelegen"

Die wirtschaftliche Situation der Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) wurde schon seit Mitte der Neunziger-Jahre unterschiedlich bewertet. Noch Ende 1993 zog Dr. Lothar Bäumler eine erfolgreiche Bilanz für 1993 trotz der Rückgänge beim Straßenbau. Die EBAG beschäftigte damals an all ihren Standorten 500 Personen, Steinmühle bezeichnete er als "Keimzelle" des Unternehmens. In Presseberichten wird Ende Oktober 1995 die BAG als eines der "besten Pferde im Stall der Wehrhahn-Gruppe" bezeichnet. Weiter heißt es allerdings: "Die Schmidtbank in Hof und der Unternehmer Lothar Bäumler aus Mitterteich haben ihre Aktienpakete für einen reichlich zweistelligen Millionenbetrag an der Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) in Linz am Rhein, ein Unternehmen der Werhahn-Gruppe verkauft. ... Umstritten ist die wirtschaftliche Lage des Unternehmens auch in der Presse. Demnach hielten Insider den Konzern, der in den vergangenen Jahren kräftig expandierte, ... für überschuldet. Die Bilanz für 1994 weist dementsprechend auch 80 Millionen Mark Schulden bei einem Jahresumsatz von 147 Millionen Mark aus." Schmidt mit einem Anteil von rd. 50% wie Bäumler mit einem Anteil von 28%  bestritten damals eine dramatische Lage und wiesen Gerüchte über Liquiditätsschwierigkeiten weit von sich, räumten aber ein, dass das Angebot "nicht ungelegen" kam. Für das Aufsichtsratmitglied MdB Dionys Jobst (CSU) war der Verkauf allerdings völlig überraschend, er hielt die EBAG damals noch für "eine goldene Kuh" (alle Daten und Zitate aus: Der neue Tag vom 27.10.1995). Der Einzugsbereich der EBAG-Abbau-Standorte erstreckte sich von Bayern und Südthüringen über das südliche Sachsen, das nördliche Baden-Württemberg bis in den Norden Tschechiens. Dazu gehörten 10 Schotterbetriebe, 13 Werksteinbrüche, 2 Asphaltmischanlagen und 3 Deponien. Die Jahresleistung an gebrochenen Produkten wurde damals mit 6 Millionen Tonnen angegeben, der Umsatz belief sich auf 147 Millionen DM.

Kurz nach der Jahrtausendwende ist die EBAG beteiligt an diesen Unternehmen:

- Bayerische Hartstein-Industrie AG Mitterteich/Steinmühle                                                                            - Kalksteinwerk Vilshofen GmbH Rieden                                                                                                                 - Basaltwerk Pechbrunn GmbH Pechbrunn                                                                                                              - Kalksteinwerk Schonungen GmbH Schonungen                                                                                                 - Asphaltmischwerke Hirschentanz GmbH Waldsassen                                                                                        - Porphyrwerk Hirschbach GmbH Hirschbach bei Suhl                                                                                      - Rohstoff-Beteiligungsgesellschaft GmbH Maroldsweisach                                                                              - Asphaltmischwerk Hirschbach GmbH&Co. KG, Hirschbach bei Suhl

Die Handelsaktivitäten und den Vertrieb der eigenen Erzeugnisse wickelte die EBAG zu diesem Zeitpunkt über die Nordbayerische Basalt-Union GmbH, Würzburg, ab.

Exkurs: Von der "Cantine" zum "soziokulturellen Zentrum"

Eine erhebliche Bedeutung für die Arbeiterschaft hatte über Jahrzehnte hin die "Cantine". Das Gebäude war 1897 gebaut worden, vorher hatte es wohl einen "Marketenderladen" gegeben, aus dem sich die Arbeiter versorgen konnten. Der große Saal diente lange als Speiseraum. Es folgen unten Fotos, die den Wandel der "Cantine" seit den 1920er-Jahren dokumentieren. Bis zur Schließung wurde sie immer wieder für gesellschaftliche Veranstaltungen aller Art genutzt: Chorproben, Kino- und Theatervorführungen, Kinderfaschingsbälle, Geburtstagsfeiern und Jubiläen, Vereinsversammlungen, Pfarrgemeindeabende, Bürgerversammlungen (etwa im Februar 1972 zur Auflösung der Gemeinde Pleußen) oder Treffpunkt für Schafkopfer, Sänger oder Seniorenrunden. So wurde aus der früheren "Marketenderei" für die Arbeiter ein Zentrum für Geselligkeit für die Orte Steinmühle, Forkatshof, Neu- und Altpleußen. Zeitweise war auch die Poststelle Steinmühle im Gebäude untergebracht. Frau Monika Beer-Helm hat uns freundlicherweise ihren Aufsatz zu "Gasthäuser in Pleußen" zur Verfügung gestellt, zu dem sie u.a. auch die Pächter bis zur Schließung recherchiert hat. Man findet den Beitrag an anderer Stelle in dieser Ortschronik.

Mit der Umsiedlung der Firmenverwaltung 2003 wurde auch die frühere Kantine zum Bürogebäude umgebaut. Sie steht wie die das Hauptgebäude und die "Villa" seit 2022 leer. In den Jahren 2024 und 2025 war dann immer wieder von Kaufinteressenten für das Bürogebäude und die ehemalige Kantine die Rede, sie wären wohl beide, da baulich saniert, für Büros geeignet.

Mitte der 1970er-Jahre wurde das Basaltwerk, einst "Wahrzeichen für Steinmühle" - wie Werner Männer in der Lokalzeitung vom 27./28. Juni 1987 schrieb - stillgelegt. Es waren rd. 10 Jahre später vor allem Sicherheitsgründe für den Abriss des Werks maßgeblich, spielten doch immer wieder Kinder und Jugendliche in dem Holzgebälk und sahen darin eine "wildromantische Industrieburg". Die Stadt Mitterteich erteilte im Februar 1987 die Abrissgenehmigung. Die EBAG beauftragte ein Abbruchunternehmen, Presseberichte sprachen von rd. 30 000 DM Abrisskosten. Konkrete Pläne für das Areal gab es nicht. Im Herbst 1987 war das Basaltwerk völlig verschwunden.

Als sich die Unternehmensleitung im Jahr 2021 entschloss, den Steinbruch und das Werk Hirschentanz wegen der erschöpften Vorkommen nur noch bis Ende des Jahres laufen zu lassen, war das Ende der Basalt-Ära in der Region endgültig besiegelt. Die drei Fotos zeigen die Situation am Hirschentanz und am Teichelberg im Jahr 2024: Die Anlagen am Hirschentanz stehen still der Zugang zum Betriebsgelände verboten. Der Basaltabbau im Steinbruch am Gipfel des Teichelbergs wurde Ende 2018 beendet. Dort sind alle Anlagen und Gebäude abgerissen. Der "Bruch" auf der "Fix" wird inzwischen renaturiert, es sollen sich drei Vegetationszonen entwickeln. Der Steinbruch ist zwar frei zugänglich, die langen Basaltwände sind ein beliebtes Fotomotiv. Allerdings kann sich die erwünschte Biodiversität nur entwickeln, wenn sie möglichst ungestört bleibt.

Ende 2022 verließ die bislang noch verbliebene Verwaltung der Hartsteinwerke Bayern-Mitteldeutschland/Basalt-Actien-Gesellschft (BAG) und der Allgemeinen Baustoff-Handels-Contor GmbH (abc) die bisher genutzten Gebäude der früheren Ersten Bayerischen Basaltstein AG. Das immer noch schmucke und intakte Bürogebäude steht wie die Kantine Ende 2024 noch leer, beide warten auf eine Nachnutzung. Symbolisch für die Situation des Basaltstandorts Steinmühle mag auf dem folgenden Foto vielleicht der Zustand der Firmenbanner stehen (Foto 2023). Daneben ein Foto des Gebäudes vermutlich um 1960.

Das folgende Foto vom ehemaligen Gelände des Basaltwerks entstand 2023, also rd. 35 Jahre nach dem Abriss der mächtigen Gebäude für Brecher und Maschinen. Die Natur hatte sich weite Flächen des Betriebs- und Bahngeländes längst zurückgeholt. Nur wer im Krieg oder in den Jahren danach geboren wurde und in Steinmühle oder Pleußen groß geworden ist, wird noch erahnen können, wie das damals in den 1960er- oder 1970er Jahren ausgesehen hat und welche Bedeutung der Basalt- und Tonabbau für viele Menschen ein Jahrhundert lang in der Region hatte.

Wovon Leute leben - 1968

6. Beitrag: Unser schönes Stiftland

In einem Beitrag über die Industrie im Stiftland um 1968 kam auch das Basaltwerk Steinmühle vor

Das gesamte Video ist auf YouTube zu finden: 

 

www.youtube.com/watch


Beitrag herunterladen

Download