von Josef Siller
Natur- und Umweltschutz
Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort
2. Ökologischer Umweltschutz
2.1 Was ist Ökologie?
2.2 Natur- und Landschaftsschutz – schutzwürdige Biotope
2.2.1 Zur Situation
2.2.2 Biotoptypen in und um Pleußen und ihre Bedeutung in der Kulturlandschaft
a) Gebüsche, Hecken und Feldgehölze
b) Gewässer
c) Feuchtgebiete
2.2.3 Naherholungsgebiet Gommelberg
2.2.4 Streuobstwiesen
3. Technischer Umweltschutz
4. Schlusswort
1. Vorwort
Im Verlauf der letzten vier Jahrzehnte hat sich in Deutschland eine Umweltpolitik etabliert, der man im technischen Bereich durchaus Erfolg und Fortschritte bestätigen kann. Der Naturschutz aber, der Schutz der Grundlage alles Lebendigen, hat bis heute leider noch nicht das notwendige politische Gewicht.
Der Umweltschutz passt zum mechanistischen Machbarkeitsdenken, er ist berechenbar in Zeit, Geld und Grenzwerten. Abfallverwertung und Gewässerschutz leuchten jeden ein und sind angesichts eines gestiegenen Umweltbewusstseins in der Bevölkerung politikfähig geworden. Die Libelle an den Gewässern oder die Bodenfauna einer Handvoll Erde sind es nicht. Und selbst so attraktive Arten wie das Gefleckte Knabenkraut, eine einheimische Orchidee auf Feuchtwiesen, oder der Eisvogel an Flussufern haben allenfalls einen Stellenwert in den Roten Listen, ohne dass jemand ihren Geldwert beziffern könnte. Es reicht nicht aus, wenn wir die Naturschutzbehörden als „Sozialamt der Schöpfung“ betrachten, das den bedrohten Arten ein paar Prozent Schutzgebiete zuweist. Innerhalb zweier Menschengenerationen hat sich gezeigt, dass diese winzigen „ökologischen Inseln“ in einem Meer von Lebensfeindlichkeit nicht verhindern konnten, dass die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten in Deutschland heute bestandsbedroht ist. Auch der Igel und die Fledermaus brauchen in unserer Zeit Lebensraum. Können wir uns den Kamillenduft und den Lerchengesang nicht mehr leisten? Dem Prinzip des „Wachsens und Weichens“ folgen die Bauernhöfe, der Distelfalter und die Weißdornhecke. Die Tragfähigkeit unseres Lebensraumes wird immer brüchiger, und es geht längst nicht mehr darum, wieviel Arten wir uns leisten wollen, vielmehr stellt sich heute die Überlebensfrage unserer Art. Wie lange wird sich die Natur die Art Mensch noch leisten, denn schließlich leben auch wir von den Beziehungen aller Arten, die unser Sein in Raum und Zeit auf Dauer bestimmen.
Vor 4 Milliarden Jahren ist unsere Erde entstanden, seit 2 Milliarden Jahren gibt es Leben auf dieser Erde, vor hunderten von Millionen Jahren begann die Evolution der Wirbeltiere, erst 40 000 Jahre ist der „vernunftbegabte“ Jetztmensch Homo sapiens sapiens alt, und wir Menschen maßen uns an, Tag für tag ein paar Dutzend Arten endgültig aus dem Fluss der Evolution hinaus zu drängen.
Allein in meiner 70jährigen Lebenszeit – und was sind 70 Jahre gemessen an den biologischen Abläufen oder an dem Leben eines Baumes – hat sich folgendes ereignet: Die Menschheit hat sich mehr als verdoppelt, die Überbauung hat mehr Landtribut gefordert als in der gesamten vorausgegangenen Siedlungsgeschichte und der Artenschwund war größer als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor.
Auch im Landkreis Tirschenreuth und unserer Gemeinde beherrscht die allgemeine Umweltproblematik die öffentliche Diskussion. Denn auch hier haben wir mit Problemen wie dem Waldsterben 2.0, bedingt durch den Klimawandel, den Verlust von Biotopen und Tier- und Pflanzenarten, den Schadstoffanreicherungen im Boden und in der Nahrungskette zu kämpfen.
Deshalb ist der Erhalt und der Schutz unserer traditionellen Natur- und Kulturlandschaft und somit die Sicherung des Lebensraumes für nachfolgend Generationen ein Ziel des Natur- und Umweltschutzes. Dies gilt sowohl für den ökologischen Umweltschutz ( Natur- und Landschaftsschutz) als auch für den technischen Umweltschutz ( z.B. Abfallwirtschaft, Gewässerschutz).
2. Ökologischer Umweltschutz
2.1 Was ist Ökologie?
Als Geburtsstätte der Ökologie, die eine der jüngsten Disziplinen der Biologie darstellt, darf Deutschland gelten, wo wesentliche Grundbegriffe dieser Wissenschaft erarbeitet und geprägt wurden. Die Begriffsbestimmung der „Ökologie“ durch den deutschen Naturforscher Ernst Haeckel 1866 als „die Lehre vom Haushalt der Natur“ hat das „oikos – Erde“ als etwas Ganzes im Sinne einer Schöpfungseinheit aller Lebewesen gesehen. Jahrzehntelang war das Wort Ökologie nur einem kleinen Kreis von Fachwissenschaftlern geläufig. Erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hat der Mensch „gemerkt“, dass auch er ein Glied der Natur ist, mit ihr in Wechselbeziehung steht und von ihr erhalten wird und musste erkennen, dass er an die „Grenzen des Wachstums“ gelangt ist.
Heute ist das Wort Ökologie in aller Mund und wird definiert als die Wissenschaft von den Wechselbeziehungen der lebenden Organismen untereinander und zu ihrer unbelebten Umwelt. Die verschiedenen Organismen haben je nach Art bestimmte Lebensbedürfnisse und stellen somit bestimmte Ansprüche an ihre Umwelt. Sie sind also an bestimmte Lebensräume gebunden, die ihnen die für ihre Existenz notwendigen Umweltfaktoren bieten. Dieser Lebensraum heißt Biotop. Er gibt gewissermaßen die „Adresse“ an, an der bestimmte Arten angetroffen werden können. Die einwirkenden Umweltfaktoren teilt man ein in abiotische (nichtlebende) Faktoren, z.B. Licht, Wasser, Luft, Temperatur und biotische (lebende) Faktoren, z.B. Artgenossen, Nahrung, Feinde, Parasiten, Symbionten. In einem bestimmten Biotop lebt eine größere Anzahl von Tier- und Pflanzenarten und Mikroorganismen zusammen, die dort die ihnen zusagenden Umweltbedingungen vorfinden. Sie bilden hier eine Biozönose, eine Lebensgemeinschaft verschiedener Organismen. Zusammengefasst stellen Biozönose und Biotop eine funktionelle Einheit dar, ein ökologisches System, kurz gesagt ein Ökosystem. Bekannte einheimische Ökosysteme sind z.B. Wälder, Wiesen, Seen, Bäche, Moore, aber auch Hecken, Ackerraine, Gärten.
Wenn im Folgenden „Biotope um Pleußen“ beschrieben werden, dann sind es im eigentlichen Sinne Ökosysteme, im „Volksmund“ kurz Biotope genannt.
2.2 Natur- und Landschaftsschutz – schutzwürdige Biotope
Der rasche Wandel in allen Lebensbereichen, der sich in den letzten Jahrzehnten vollzog, führte auch zu tiefgreifenden Veränderungen von Natur und Landschaft. Letzte naturnah gebliebene Bereiche wie Moore, Flussauen, Hecken, Heideflächen waren davon besonders betroffen, da sie oft als wenig nutzbringend angesehen wurden. Gerade diese Flächen sind aber wichtige Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Ihre Zerstörung könnte vielfach verhindert werden, wenn ihre große Bedeutung für eine intakte Landschaft allgemein bekannt wäre. Trotz intensiver langjähriger Forschung über Flora und Fauna war jedoch die Ausstattung der einzelnen Naturräume Bayerns mit schützenswerten Biotopen kaum erfasst. Im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen wurde daher in den Jahren 1973 – 78 unter Leitung des Bayerischen Landesamtes für Umweltschutz die erste Kartierung schutzwürdiger Biotope unter der Kurzbezeichnung „Biotopkartierung Bayerns“ vom Lehrstuhl für Landschaftsökologie der Technischen Universität München durchgeführt. Mit der Biotopkartierung soll allen Planungsträgern, deren Vorhaben Natur und Landschaft in Anspruch nehmen, eine Hilfe geboten werden, einen unnötigen Landschaftsverbrauch zu vermeiden. Darüber hinaus soll die Biotopkartierung aber auch Einsicht in die Zusammenhänge des Naturhaushalts fördern. Wenn einem überwiegenden Teil der Bevölkerung die Bedeutung naturnaher Landschaftselemente im Funktionsgefüge des Naturhaushalts bewusst wird, so ist damit ein erster wichtiger Schritt zur Erhaltung dieser Flächen getan. Naturschutz kann vorrangig nämlich nicht mit Ge- und Verboten betrieben werden, er muss sich vielmehr auf das breite Verständnis aller Bevölkerungskreise stützen.
2.2.1 Zur Situation
Durch Rationalisierung und Intensivierung aller Flächennutzungen wurde unsere Landschaft immer einförmiger und einseitiger. Die Bewirtschaftung der Äcker mit den Methoden des modernen Landbaues, also unter intensivem Einsatz von Düngemitteln und Bioziden, hat Auswirkungen auf den Naturhaushalt, z.B. auf die Trinkwasserreserven, die Belastungen der Oberflächengewässer, die Bodenerosion, die Verarmung an Lebewesen. Unter diesen Gesichtspunkten gewinnt der Einzelflächen sichernde Naturschutz trotz technischem Umweltschutz wieder an Bedeutung. In diesem Fall geht es aber nicht um die Konservierung von Landschaftsausschnitten in Naturschutzgebieten, sondern um Flächen, die direkt in Beziehung zu Intensivnutzungen stehen und auf diese Flächen wirken. Gerade in einer intensiv genutzten Landschaft muss es ein Netz von Flächen mit einer Vielfalt von Vernetzungen geben, die vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensmöglichkeiten erhalten, die auch auf die Stabilität der Umgebung wirken. Das darf aber nicht als Alibi für einen Raubbau der restlichen Flächen ausgelegt werden. 2 – 10 % Flächenanteil schutzwürdiger Biotope garantieren keinen gesunden Landschaftshaushalt. Die Erhaltung der Biotope entbindet nicht von der Verpflichtung, durch Einschränkung der Flächennutzungsansprüche die natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Luft, Tiere und Pflanzen sorgfältig zu pflegen und zu erhalten.
Bei der Kartierung schutzwürdiger Biotope in Bayern wurden diese Flächen erfasst, die in Zukunft vor einer Veränderung, Standortnivellierung oder Intensivierung der Nutzung bewahrt werden sollten.
2.2.2 Biotoptypen in und um Pleußen und ihre Bedeutung in der Kulturlandschaft
a) Gebüsche, Hecken und Feldgehölze
Dieser Biotoptyp ist kartiert als Gehölze in Pleußen (oberer Teil des Dorfes an der Kreisstraße TIR 3), als Feldgehölz mit offener Feuchtfläche und Feuchtgebüsch südwestlich von Pleußen an der Flurbereinigungsstraße Gulg – Pleußen sowie als Feldgehölz südlich von „Neupleußen“ (unterer Teil des Dorfes) an der Bundesstraße B 299.
Was sind Hecken und Feldgehölze? Definition:
Hecken setzen sich aus Bäumen und Sträuchern und ergänzend aus ein- und mehrjährigen krautigen Pflanzen und Gräsern zusammen. Sie verlaufen mehr oder weniger durchgehend und linienförmig durch die landwirtschaftliche Flur. In der Regel besitzen sie am Boden eine Breite zwischen 2 und 10 Metern.
Feldgehölze setzen sich aus Bäumen, oft aus Birken, Zitterpappeln mit eingemischtem Weißdorn und anderen Sträuchern zusammen, weitere Bäume wie Erlen, Kiefern, Vogelkirschen, Eichen sind beigemischt. Sie liegen als kleinere, beliebig geformte Flächen inselartig in der landwirtschaftlichen Flur.
Entstehung und Funktionen:
Hecken und Feldgehölze sind keine zufälligen Bestandteile unserer Kulturlandschaft. Sie konnten sich auf schlecht nutzbaren Flächen als wertvolle Lebensräume der Tier- und Pflanzenwelt halten oder neu entwickeln. Hecken und Feldgehölze umschließen Gärten und trennen Weiden von Ackerland, markieren Besitzgrenzen und sichern natürliche Geländekanten. Sie sind also im Gefolge der landwirtschaftlichen Nutzung entstanden. Daraus ergibt sich ihre heutige Gefährdung. Die Technisierung und Rationalisierung in der Landwirtschaft und die Abwendung vom Selbstversorgerprinzip lassen diese Ökosysteme zu unproduktiven Bestandteilen werden, die leider oftmals ersatzlos beseitigt wurden. Nist- und Bauplätze,
Hecken und Feldgehölze wurden immer genutzt als Quelle von Nutz- und Brennholz, als Lieferant von Blüten, Früchten, Winterfutter, als Bienenweide, als Gras- und Heulieferant, als Kräuterapotheke für wichtige Tee- und Heilpflanzen. Über diese direkten Nutzungen hinaus erfüllen sie weitere wichtige Aufgaben, die für die pflanzliche Produktion, den Naturhaushalt und das Landschaftsbild von Bedeutung sind. Hierzu gehören z. B. Befestigung von Hangbereichen, Schutz des Oberbodens vor Wasser- und Winderosion, Verbesserung des Kleinklimas und des Wasserhaushalts, Ertragssteigerung bei den landwirtschaftlichen Produkten, Erhalt der bäuerlichen Kulturlandschaft, Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und Lebensgemeinschaften.
Was bieten Feldhecken und Feldgehölze ihren Bewohnern?
Zunächst finden die Tiere hier pflanzliche Nahrung in mannigfacher Form: Blätter, Knospen, Rind, Blütenstaub, Nektar, Früchte. Vielen räuberischen Arten dienen andere lebende Tiere als Beute. Gerade dieses Angebot abwechslungsreicher Nahrung ist angesichts der Monokulturen für viele Wildtiere von sehr erheblicher Bedeutung. Außerdem bieten Flurgehölze vielen Tieren Nist- und Bauplätze, Aussichts- und Spähwarten, z.B. für den Mäusebussard und Neuntöter, Deckung vor Feinden, Schutz vor Witterungseinflüssen (Wind, Sonne, Niederschläge), Überwinterungslager, Rückzugsgebiete bei Störungen. Für folgende Tiere bilden Hecken und Feldgehölze Restbiotope in der Kulturlandschaft, die ihr Überleben in größeren Beständen ermöglichen: Feldhase, Igel, Spitzmäuse, Mauswiesel, Fasan, Rebhuhn, Mäusebussard, Turmfalke, zahlreiche Singvögel, Erdkröte, Blindschleiche und Zauneidechse. Die meisten Singvogelarten sind zum Bau ihrer Nester auf die Feldgehölze angewiesen. Als Brutvögel werden festgestellt: Star, Grünfink, Buchfink, Goldammer, Hänfling, Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Neuntöter, Zilpzalp, Mönchs- und Klappergrasmücken, Rotkehlchen, Gartenrotschwanz, Zaunkönig, Singdrossel, Amsel. Aus dem Heer der Insekten sind vor allem zahlreiche Arten von Schlupfwespen zu nennen, die eine große Bedeutung bei der biologischen Schädlingsbekämpfung spielen.
Neue Studien belegen auch das große Klimaschutzpotential von Hecken und Flurgehölzen: pro Hektar wird hier genauso viel Kohlenstoffdioxid gebunden wie in Wäldern.
Wegen der großen ökologischen Bedeutung sind Hecken und Feldgehölze durch eine Reihe von gesetzlichen Bestimmungen geschützt. Um die in den letzten 60 Jahren gerodeten Hecken wieder neu anzupflanzen, würden nur 0,3 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche benötigt. Es ist als auf längere Sicht nicht richtig, landwirtschaftliche Höchsterträge dadurch erzielen zu wollen, dass man das Land „bis zum letzten Quadratmeter“ unter den Pflug nimmt.
b) Gewässer
„Der Gewässerschutz als Grundlage für eine ausreichende Wasserversorgung ist ein vorrangiges Ziel des Umweltschutzes und ein unabdingbares Gebot für die Gesundhaltung der Bevölkerung“. Wasser gehört zu den natürlichen Ressourcen, die nicht vermehrbar sind. Die Ausstattung einer Landschaft mit Feldgehölzen, Feldrainen, Grünlandauen und Ufersäumen beeinflusst die Oberflächenerosion, den Eintrag in die Gewasser. Die Qualität des Uferbewuchses und die Länge der Fließstrecke fördern die Selbstreinigung des Wassers und die Grundwasseranreicherung.
Um einen Überblick über naturnahe Gewässer zu bekommen, werden folgende Typen u.a. kartiert: Quellen, Bach- und Flussläufe, Seen, Teiche mit standortgemäßer Vegetation.
Zwei dieser Biotoptypen sind bei Pleußen kartiert: der Lausnitzbach von der Naturraumgrenze östlich von Gulg bis zur Einmündung in die Wondreb und ein Kleingewässer, ein Teich mit Verlandungsvegetation östlich von Gulg.
+ Lausnitzbach
Naturnahe Bachabschnitte sind einer der wichtigsten schützenswerten Biotoptypen. Wichtigstes Kriterium für die Ausweisung als schützenswertes Biotop ist ein naturnaher Verlauf und das Vorhandensein von standortgemäßem Bewuchs. Wichtigster Uferbewuchs des mäandrierenden Baches sind Bachröhrichte (Glyceria, Phalaris, Schilf und Großseggen) und Weiden – Erlensäume.
Allgemeine ökologische Bedeutung:
Bachläufe dürfen ökologisch nicht als das schmale Band des eigentlichen Wasserlaufs mit seinem Ufersaum gesehen werden. Ihre wichtigste Bedeutung besteht in der Entwässerung unserer Landschaft innerhalb des Wirkungsgefüges einer Aue, also dem Kontaktbereich zwischen Grund- und Oberflächenwasser. Als Aue wird hier der ursprünglich oder tatsächlich bei Höchst-Hochwasser überflutete Bereich bezeichnet. Auen, die noch überflutet werden, haben größte Bedeutung für Wasserrückhaltung und die Grundwasseranreicherung, und solche Auen, deren vorrangige Nutzung Grünland ist, sind keine Platzverschwendung. Naturnahe Bachsäume mit Hochstaudenfluren (amphibische Vegetation) oder Erlengebüsche vergrößern den Stoffumsatz entlang der Gewässer und leisten einen wichtigen Beitrag zur biologischen Selbstreinigung. Die Selbstreinigungskraft der Gewässer bleibt nur in funktionierenden Lebensgemeinschaften (Biozönosen) erhalten. Das Bachufer säumen nur solche Holzgewächse, deren Wurzeln ins Grundwasser hinabreichen und dieses ertragen, dazu zählen Schwarzerlen, schmalblättrige Weiden, Eschen und Pappeln. An Sträuchern finden sich u.a. Schneeball und Traubenkirsche, an denen Waldreben klettern. Krautige Pflanzen, wie Sumpfdotterblume, Bachnelkenwurz, Weideröschen, Mädesüß, Blutweiderich, Rote Lichtnelke und Brennnessel bilden den Unterwuchs. Die im Wasser wachsenden Pflanzen stehen entweder in Ufernähe, wo das Wasser seicht ist und ragen mit ihren oberen Teilen aus dem Wasser heraus, z.B. Ehrenpreisarten, Igelkolben, oder sie fluten im Wasser, z.B. Quellmoos, Wasser-Hahnenfuß und Sumpfwasserstern. Die Struktur des Bachbettes ist entscheidend für die Artenvielfalt der Tiere. Wechselnde Wassertiefen und unterschiedliche Fließgeschwindigkeiten sowie Art und Korngröße des Sohlesubstrates haben für die Wasserlebewesen Bedeutung. Sowohl für die Artenvielfalt der Fische als auch die Tiere des Gewässerbodens, Insektenlarven, Schnecken, Strudelwürmer und winzige Krebse passen sich der lückigen Struktur der Gewässersohle an. Charakteristische Insekten eines intakten Gewässersystems sind Stein-, Eintags-, Köcherfliegen und deren Larven.
Die Bewahrung dieser typischen Lebensgemeinschaften ist eine notwendige Voraussetzung für die Selbstreinigungskraft der Fließgewässer und damit für die langfristige Nutzbarkeit der Wasserressourcen überhaupt!
+ Kleingewässer – Teiche und Weiher
Vieles, was über den Schutz der Fließgewässer gesagt wurde, gilt ähnlich für die Stillgewässer. Auch die stehenden Gewässer sind von vielerlei Gefahren bedroht.
Karpfenteiche wurden bei uns bereits im 13.Jahrhundert angelegt. Bis in die Gegenwart haben in erster Linie wirtschaftliche Aspekte den Teichbau und die Art der Fischhaltung wie auch das Brachfallen der Teiche bewirkt. Waren die Fischteiche früher Lebensräume für eine Vielzahl angepasster Tiere und Pflanzen, so sind sie heute im Ergebnis einer intensiven fischereilichen Nutzung vielerorts ökologisch entwertet. Sie wurden zu stark eutrophierten und artenarmen Gewässern gemacht. Parallel zu einer immer intensiveren Landnutzung ist die Zahl der Weiher und Tümpel, der Altwässer und vernässten Senken in der Landschaft drastisch zurückgegangen.
Um so wichtiger ist es heute, Teiche als Gewässerbiotope eindeutig von allen anderen vergleichbaren schutzwürdigen Biotopen abzugrenzen. Es werden unter diesem Biotoptyp nur sekundäre Gewässer aufgenommen, in denen der Wasserstand regulierbar ist. In der Regel werden vor allem extensive oder aus der Nutzung genommene Karpfen- oder Schleienteiche erfasst.
Der ökologische Wert naturnaher stehender Gewässer wird vor allem am Vorhandensein einer breiten Uferzone erkennbar. Großflächige intakte Röhrichtgürtel bieten Lebensraum für Fische, Vögel und Amphibien, für Libellen, Spinnen, Schnecken und viele andere wirbellose Tierarten. Bedrohte Tierarten wie Teichrohrsänger, Rohrdommel oder Rohrweihe sind existentiell auf Röhricht angewiesen. In einer typischen Verlandungszonation verbinden Schilfgürtel die seewärtigen Wasserpflanzengesellschaften der Schwimmblattpflanzen- und Laichkrautbestände mit den landeinwärts folgenden Großseggen und Ufergehölzen. Der Erhalt und die Schaffung abwechslungsreicher Uferstrukturen und unbeschatteter Flachwasserzonen ist deshalb vorrangiges Anliegen des Biotop- und Artenschutzes an stehenden Gewässsern.
c) Feuchtgebiete
Zu diesem Biotoptyp wurde eine Feuchtfläche südwestlich von Pleußen an der östlichen Seite des landwirtschaftlichen Weges von Gulg nach Pleußen kartiert. Sie stellt eine teils genutzte Nass- und Moorwiese, teils eine aufgelassene Fläche aus Hochstaudenfluren, Seggenrieden oder Landröhrichte, z.T. mit angrenzenden Feuchtgebüschen dar. Die Nasswiese ist binsen- und seggenreich und vor allem durch Faden-Binse und Waldsimse gekennzeichnet sowie das typische Mädesüß auf Feuchtflächen. Großröhricht besteht aus Gemeinem Schilfrohr und Zweiblättrigem Rohrkolben. Typisch für solche Feuchtflächen sind auch Borstgras- und Flachmooranteile.
Flach- oder Niedermoore entstehen bei der Verlandung von Seen oder bei der Versumpfung von Niederungen unter dem Einfluss von Grund- und Oberflächenwasser. Aufgrund der im Grundwasser enthaltenen Mineralstoffe sind sie gut mit Nährstoffen versorgt. Das hieraus gewonnene Mähgut eignete sich früher gut als Einstreu für Viehställe, daher die Bezeichnung „Streuwiese“. Nach den vorherrschenden Pflanzen bezeichnet man es als Seggen-, Schilf- oder Waldmoor (Erlen- Birkenbruch). Der Grundwasserspiegel liegt im Flachmoor dicht unter der Erdoberfläche. Abgestorbene Pflanzen können im nassen Boden nur unvollständig zersetzt werden. Dabei bildet sich dunkelgefärbter Torf. Wenn der Torf mächtiger wird, schließt er die oberen Bodenschichten vom Grundwasser ab. Nährsalze und Kalk werden knapp, der Boden versauert. Nun stellen sich Torfmoose (Sphagnum) ein, deren Polster immer mehr in die Höhe wachsen. Während die Moosstämmchen am oberen Ende wachsen, sterben sie am unteren Ende ab und vertorfen. Der Torf wurde auch früher hier gestochen, getrocknet und dann als Brennstoff verwendet. Diese kleinbäuerliche Torfstecherei hinterlässt eine vielfältige Torfstichlandschaft im Gegensatz zum industriellem Torfabbau, der riesige monotone Flächen hinterlässt.
Ökologische Bedeutung:
Da naturnahe Feuchtflächen (Moore) in vielen Fällen oligotrophe Standorte darstellen, sind sie in einer eutrophen Umgebung allgemein von Bedeutung. Sie dienen nicht nur als Wasserspeicher, sondern sind auch ein Verbreitungsschwerpunkt für gefährdete Arten. Heute besteht die Hoffnung, in den Mooren eines der aktuell wichtigsten Werkzeuge gefunden zu haben: gegen die Klimakrise. Diese Feuchtgebiete sind der effizienteste Kohlenstoffspeicher überhaupt. Sie machen nur drei Prozent der globalen Landfläche aus, speichern aber auf dieser Fläche doppelt soviel Kohlenstoffdioxid wie alle Wälder der Welt zusammen. Naturnahe Moore sind daher Kohlenstoffsenken und Moorschutz heißt Klimaschutz.
2.2.3 Naherholungsgebiet Gommelberg
Nach früheren Berichten war die Gommelberg-Kuppe vor 150 Jahren ein Basaltkegel ähnlich wie Parkstein, nur etwas kleiner. Leider musste dieses Naturdenkmal dem fortschreitenden Basaltabbau bis Anfang des 20. Jahrhunderts weichen. Nach Aufgabe des Betriebes sammelte sich in der Grube Wasser an und wurde als „Bruchteich am Gommelberg“ von der Bevölkerung bezeichnet.
Der natürliche Lebensraum am Gommelberg
„Natürliche und naturnahe Inseln sind wegen ihrer positiven Wirkung auf den Naturhaushalt einer Landschaft ökologisch besonders wertvoll. Da solche Landschaftsteile fast verschwunden sind, hat die Stadt Mitterteich einen Beitrag zur Erhaltung des Naturschutzes in Bayern geleistet. Sie entschied sich daher, die Grundstücke am Gommelberg bei Pleußen anzukaufen, um das Gebiet in großen Teilbereichen seiner natürlichen Sukzession zu überlassen. Dieses Biotop beherbergt zahlreiche Pflanzen- und Tierarten und sorgt für deren Fortbestand. Hier wachsen seltene Pflanzen, die sonst vom Aussterben bedroht wären. Die östlich gelegene Magerrasenfläche, mit wertvoller Trockenvegetation , ist ein Rückzugsort für gefährdete Pflanzen- und Tierarten.“
Auf dieser Übersichtstafel sind einige, speziell in diesem Ökosystem vorkommende, Arten auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere und Pflanzen Bayerns dargestellt: Kreuzotter, Baumweißling, violetter Feuerfalter, kleine Goldschrecke, Wiesen-Grashüpfer, Bergulme, Froschlöffel.
Stellvertretend soll die Kreuzotter, die derzeit auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten als „stark bedroht“ geführt wird, etwas näher beschrieben werden. Nach dem 2. Weltkrieg wohnten noch Bürger in Holzhäusern auf der Gommelbergkuppe. Damals und bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Kreuzotter weit verbreitet und häufig, so dass sich diese Tiere nach den Erzählungen auf den Fensterbänken und Außentreppen sonnten. Heute ist sie aus weiten Teilen ihres Verbreitungsgebietes verschwunden. Hauptverantwortlich hierfür ist der Verlust ihres Lebensraumes. Typische Kreuzotterlebensräume sind Waldränder mit Borstgras, Hecken und Steinriegel, Blockhalden mit Felsen; sie bevorzugt trockene, windgeschützte und sonnige Bereiche mit Feuchtflächen und lichtem Wald. In der traditionell genutzten Kulturlandschaft findet die Kreuzotter am Gommelberg noch die notwendigen vielfältigen Lebensräume, in der sich auch ihre Beutetiere, am liebsten Mäuse, Spitzmäuse, kleine Frösche und Eidechsen, wohl fühlen. Die Kreuzotter ist die einzige in der Region heimische Giftschlange, mit einer X-förmigen Kopfzeichnung und ein dunkles Zickzackband auf dem Rücken. Sie wird häufig mit der ungiftigen Ringelnatter verwechselt. Diese ist einfarbig grau und hat immer gelbe oder weißliche Flecken am Hinterkopf und kann regelmäßig in Feuchtgebieten und an Teichen beobachtet werden. Beide sind gesetzlich geschützt und dürfen nicht verfolgt oder getötet werden.
2.2.4 Streuobstwiesen
Nach alten Erzählungen war Pleußen früher ein sogenanntes „Streuobstdorf“ mit vielen kleinen Streuobstwiesen.
Streuobstwiesen sind unregelmäßige Anpflanzungen von hochstämmigen Obstbäumen, die in der Vergangenheit zumeist auf für den Feldfruchtanbau ungeeigneten oder schwer bearbeitbaren Böden in Hanglagen angelegt wurden. Der weiträumige Abstand der Bäume voneinander ermöglichte eine zusätzliche Nutzung der Viehweide oder zur Heugewinnung. Streuobstwiesen prägten im 18. und 19. Jahrhundert vielfach das Landschaftsbild. Solche Anlagen wurden in der Nähe von Ortschaften angepflanzt und die Früchte in unterschiedlicher Weise genutzt. Die ehemalige Obstsortenvielfalt von etwa 800 Arten im 19. Jahrhundert ist auf 250 in der Gegenwart geschrumpft. Als alte Sorten der Birne und Apfel seien z.B. genannt: Alexander Lucas Herbstbirne, Blutbirne, Gute Graue, Williams Christ; Berner Rosenapfel, Geflammter Kardinal, Gravensteiner Herbstapfel, Kaiser Wilhelm Winterapfel, Roter Boskoop, Weißer Klarapfel. 1965 gab es in Bayern noch 20 Millionen Streuobstbäume, heute sind gerade einmal 5 Millionen übrig. Ursachen für diesen hohen Verlust sind Baugebiete, Flurbereinigung, landwirtschaftliche Intensivierung und Verbrachung.
Für unsere Landschaft und Biologische Vielfalt aber waren und sind Obstbäume von immenser Bedeutung. Infolge der extensiven Nutzung über lange Jahre hinweg konnte sich eine artenreiche Tier- und Pflanzengesellschaft einstellen. Hier finden sich Gehölzstrukturen neben unterschiedlichen Wiesenaspekten, so dass Wissenschaftler auf Streuobstwiesen über 5000 Tier- und Pflanzenarten gezählt haben. So leben in den natürlichen oder von Spechten geschaffenen Baumhöhlen Fledermäuse, Sieben- und Gartenschläfer sowie Hornissen und Wildbienen. Besonders spektakuläre Beispiele aus der Vogelwelt sind Grünspecht, Gartenrotschwanz, Neuntöter und Wendehals. Auf den Streuobstwiesen wachsen zahlreiche Wildkräuter wie Marguerite, Klappertopf, Habichtskraut oder Salbei.
Bis vor Kurzem gingen in Bayern alljährlich über 100 000 Obstbäume verloren. Ursache für diesen Trend ist zunehmend nicht mehr die bewusste Rodung von Bäumen, sondern das altersbedingte Absterben. Apfelbäume werden nicht alt und von den vor allem nach dem zweiten Weltkrieg aus purer Not heraus gepflanzten Bäumen werden in den kommenden 20 Jahren etwa 40 Prozent absterben.
Doch dann kam im Jahr 2021 der Bayerische Streuobstpakt. In ihm haben die Politik und die Umweltschutzverbände das Ziel festgelegt, die altersbedingten absterbenden Obstbäume zu ersetzen und bis zum Jahr 2035 zusätzlich eine Million Bäume zu pflanzen. Voraussetzung für den Erfolg ist, neben den notwendigen Geldern und dem erforderlichen Personal, dass es für uns alle wieder ganz normal wird, Obst von Streuobstwiesen zu nutzen – weil es gut ist für uns, unsere Natur und unsere Landschaft.
3. Technischer Umweltschutz
Abfallwirtschaft Historie:
Noch in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in den Gemeinden, so auch in Pleußen-Steinmühle, „wilde Müllkippen“, wo die Einwohner ihren Hausmüll sowie Gartenabfälle und Bauschutt ablagerten. Um weitere Müllplätze zu verhindern, wurde damals der Müllabfuhrzweckverband Mitterteich/Waldsassen gegründet. Dieser musste 1970 aber neue Ablagerungsflächen für den eingesammelten Hausmüll suchen, weil die bis dahin genutzten Müllplätze verfüllt waren. Nachdem auch andere Gemeinden vor diesem Problem der fehlenden Ablagerungsflächen standen, sollte eine größere Landkreisdeponie errichtet werden. Von mehreren Ablagerungsplätzen, die dem damals zuständigen Bayerischen Landesamt für Wasserversorgung und Gewässerschutz vorgeschlagen wurden, war das Steinbruchgelände der EBAG, in dem bis 1970 Basaltstein abgebaut wurde, geologisch am besten geeignet. Für die Errichtung der Deponie war damals nur eine Baugenehmigung erforderlich, da es entsprechende Abfallgesetze und dafür zuständige Fachstellen noch nicht gab.
Reststoffdeponie und Restmüllbehandlung:
Am 1. Juli 1971 wurde mit der geordneten Ablagerung von Abfällen in der Mülldeponie Steinmühle begonnen. Nach der Gebietsreform 1972 stand die Ablagerungsfläche für den gesamten Landkreis zur Verfügung. Von 1971 bis 1995 wurden Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle eingelagert. Durch die im Hausmüll vorhandene Biomasse entsteht durch Abbauprozesse Deponiegas, hauptsächlich Methan und Kohlenstoffdioxid. Die Geruchsbelästigung war in den 80er Jahren für die in der Nähe wohnenden Bürger oft unerträglich. Damit der infolge der Gasprodukte im Müllkörper entstehende Gasüberdruck nicht diffus austreten kann, wurde 1987 mit dem Bau der Entgasungsanlage, die einen kontrollierten Gasabfluss ermöglicht, begonnen. Ursprünglich wurde das Deponiegas über die Gasfackel verbrannt. Ab Oktober 1996 erfolgte durch einen Gasmotor die Umwandlung in Strom und die Einspeisung in das öffentliche Stromnetz. Der Gasanfall ist aber in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen, so dass aufgrund der geringen Menge seit November 2020 keine Einspeisung mehr möglich ist. Das gering anfallende Deponiegas wird jetzt über eine effektive Hochtemperaturfackel vollständig beseitigt. Ausschlaggebend für die geringe Gasmenge ist vor allem, dass kein organischer Abfall mehr eingelagert wird, da 1996 der Landkreis dem ZMS – Zweckverband Müllverwertung Schwandorf – beigetreten ist. Durch die neuen beziehungsweise intensivierten Sammel- und Verwertungsangebote für die verschiedenen Wertstoffe ging das Restmüllaufkommen in den Haushalten deutlich zurück. Auf dem Gelände der Reststoffdeponie befindet sich seither die Umladestation für brennbare Hausmüll- und Gewerbeabfälle , die zur thermischen Verwertung nach Schwandorf kommen. Seit 1996 werden auf der Deponie Steinmühle nur noch mineralische Abfälle, z.B. Bitumengemische, Boden und Steine, asbesthaltige Baustoffe eingelagert. Damit ist die Reststoffdeponie eine Deponie der Klasse I.
Abfalltrennung und – verwertung:
Auf dem Deponiegelände steht eine Wertstoffsammelstelle zur Anlieferung von Sperrmüll zur Verfügung. Die Sperrmüllannahmestelle wurde 1997 eingerichtet und die Sperrmüllabfuhr wird nur noch auf Abruf durchgeführt. Ebenso werden Kühl- und Gefriergeräte aus Haushaltungen beim Sperrmüll mit angenommen und einer umweltgerechten Totalentsorgung zugeführt, so dass das FCKW des Dämm-Materials sicher entsorgt werden kann.
Zweimal Jährlich, im Frühjahr und Herbst, fährt das Umweltmobil jede Gemeinde an und sammelt Problemabfälle aus den Haushaltungen.
Haushaltsnah wurde die Sammlung Von Altpapier und Kartonagen über die Papiertonne organisiert, die zwölfmal im Jahr abgeholt wird.
Mit der Verpackungsverordnung des Bundes wurde 1992 die Zuständigkeit für die Sammlung und Verwertung von Verpackungen neu geregelt: war früher der Landkreis entsorgungspflichtig, sind nun die Hersteller und Vertreiber verpflichtet, gebrauchtes Verpackungsmaterial zurückzunehmen und der Verwertung zuzuführen. Um ihren Sammlungs- und Verwertungspflichten nach zu kommen, wurde neben dem weiteren Ausbau des Containernetzes für Altglas und Weißblech durch die Duale System Deutschland GmbH der „Gelbe Sack“ für die Sammlung von Verkaufsverpackungen, Kunststoffen und Verbundstoffen aus Haushaltungen eingeführt. Gemäß der Abstimmungsvereinbarung wird der „Gelbe Sack“ monatlich bei allen Haushalten abgeholt.
Im Bereich der Abfallvermeidung wurden seit 1990 Schnellkomposter an interessierte Bürger weitergegeben.
Nachrüstungsmaßnahmen:
Im Laufe der Jahre haben sich die Kenntnisse über die Deponietechnik wesentlich erweitert. Dem wurde durch Auflagen im Rahmen von Nachrüstungsmaßnahmen des jetzt für die Entsorgung zuständigen Bayerischen Landesamtes für Umwelt, in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt, Rechnung getragen. Die Reststoffdeponie verfügt ursprünglich über eine Basisabdichtung in Form einer natürlichen Tondichtung, welche in umfangreichen hydrogeologischen Untersuchungen nachgewiesen wurde. Seit 30 Jahren werden in den einzelnen Bauanschnitten mineralische Abdichtungen aufgebracht. Somit sind, nach Abschluss der Abdichtungsarbeiten in 2022, alle bisher genutzten und verfüllten Deponieabschnitte mit einer endgültigen Oberflächenabdichtung versehen. Damit wird das Eindringen von Wasser verhindert und der Sickerwasseranfall minimiert. Aufgrund der durchgeführten Maßnahmen steht die Deponie noch mehr als 30 Jahre für die Ablagerung zur Verfügung. Für den Landkreis gilt als oberstes Ziel, dass von der Ablagerung kein Risiko für Menschen und Umwelt ausgehen darf. Deshalb ist man schon immer bestrebt, die Deponie nach dem neuesten Stand der Technik zu betreiben.
Um einen Beitrag zu Energiewende zu leisten, wurde ein mit einer mineralischen Abdichtung versehener Abschnitt mit PV-Modulen belegt. Mit dem Bau eines Verwaltungsgebäudes 2022 ist nun auf dem Deponiegelände die komplette Abfallwirtschaft angesiedelt. Somit ist im Bereich des ehemaligen Steinbruchs ein Abfallwirtschaftszentrum entstanden.
4. Schlusswort
In der Vergangenheit wurden bei Flurbereinigung und Flurneuordnung ökologische Gesichtspunkte vielfach vernachlässigt und ökonomische Erfordernisse in den Vordergrund gestellt. Wenn wir unseren Nachkommen eine gesunde Landschaft hinterlassen wollen, gilt es, alle sichernden und gestalterischen Möglichkeiten der Landschaftspflege für die Erhaltung bedrohter Lebensräume einzusetzen. Schwerpunkt verantwortlicher Landschaftsplanung muss es sein, naturnahe Strukturen zu erhalten (Biotoperhaltung) und beeinträchtigte Landschaftselemente wiederherzustellen (Biotopsanierung). Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, sollte versucht werden, angemessenen Ersatz zu schaffen (Biotopneuschaffung). Um besonders wertvolle Biotope auf Dauer zu sichern, sollten sie in die Hand eines naturverbundenen Trägers überführt werden (Biotopmanagement). Auf eine funktionsgerechte Verbindung solcher Landschaftselemente wie Feldgehölze, Hecken, Schutzpflanzungen, Gewässer, Feuchtgebiete, Trockenstandorte, Feldraine, Streuobstwiesen und naturnahe Wälder sollte die Flurneuordnung allergrößten Wert legen. Der Biotopverbund ist unerlässlich für stabile ökologische Verhältnisse in der Landschaft.
Heute sollten wir ein neues Verhältnis zur Natur suchen. Artenschutz darf nicht nur Anliegen des Biologen sein. Jeder Bürger ist da gefordert. Weil wir kein zweite „Arche Noah“ bauen können, dürfen wir die Grenzen der Tragfähigkeit unserer Erde nicht überschreiten. Denken wir also in Zukunft auch an die Pflanzen- und Tierfamilien, denen im Schöpfungsplan eine ökologische Nische ebenso zugeteilt war wie uns selbst. Buche, Tanne, Naturwald, Storch und ein Fischotter, ein Schmetterling und ein Braunkehlchen – sie allesamt als Mitgeschöpfe der Menschheit zu begreifen, ist eine Herausforderung unserer Zeit. Wenn wir Menschen in eine Diskussion um das Recht der Tiere und der Pflanzen eintreten würden, wäre dies in der Tat eine bedeutsame soziale, kulturelle und religiöse Veränderung in unserer Geschichte.
Anlässlich des Staatsaktes zur Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hinsichtlich des neuen Verfassungsziels „Natur und Umwelt“ sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker:
Es geht um Verfassungsaufträge, die nicht unter dem Vorbehalt einschränkender Gesetze stehen sollten, sondern den Gesetzgeber wie uns alle verpflichten. Gibt es zur Ergänzung unserer Ziele ein Dringlicheres als den Schutz der Natur in ihrer Rechtlosigkeit? Haben wir eine größere Aufgabe als die Schöpfung zu bewahren und damit die Nachwelt zu schützen? Ich kenne keine …
Richard von Weizsäcker