von Peter Förster (Dipl.Chemie-Ing.) und Georg Niklas
Vom ehemaligen Steinbruch zum technischen Bauwerk für Umweltschutz
Vorbemerkung: Fotos, Zeichnungen und Modelle stammen aus dem Ausstellungsraum der Deponie und dem Deponiebericht 2023. Dessen Kurzfassung ist einzusehen und downzuloaden unter https://www.awz-tir.de/fileadmin/user_upload_awz/Reststoffdeponie/ Jahresberichte/Deponie_Jahresbericht_2023.pdf
Peter Förster
Historie
Der damalige Müllabfuhrzweckverband Mitterteich/Waldsassen musste 1970 neue Ablagerungsflächen für den eingesammelten Hausmüll suchen, weil die bis dahin genutzten Müllplätze verfüllt waren. Nachdem beim Landkreis bekannt war, dass auch andere Gemeinden vor diesem Problem der fehlenden Ablageflächen stehen würden, sollte eine größere Landkreisdeponie errichtet werden.
Von mehreren Ablagerungsstätten, die dem damals zuständigen Bayerischen Landesamt für Wasserversorgung und Gewässerschutz vorgeschlagen wurden, war das Steinbruchgelände der Ersten Bayerischen Basaltstein AG (EBAG) geologisch am besten geeignet. Durch den Steinbruch verläuft die Grenze der früheren Gemeinden Kondrau und Pleußen – (ab 1. 7. 1972 Waldsassen bzw. Mitterteich). Für die Errichtung war damals nur eine Baugenehmigung erforderlich, da es entsprechende Abfallgesetze und Fachstellen noch nicht gab.
Am 1. Juli 1971 wurde mit der geordneten Ablagerung von Abfällen in der Mülldeponie Steinmühle begonnen. Nach der Gebietsreform ab 1.Juli 1972 stand die Deponie für den ganzen neuen Landkreis zur Verfügung. Anfangs wurde der Abfall ohne große Vorkehrungen pur verfüllt. Später wurde er mit Braunkohlenasche aus dem Kraftwerk Arzberg vermischt. Das hatte dann den Vorteil, dass es auf der Deponie keine Brände gab.
Allgemeine Nachrüstmaßnahmen
Im Laufe der Jahre haben sich die Kenntnisse über Deponietechnik wesentlich erweitert. Dem wurde durch Auflagen im Rahmen von Nachrüstmaßnahmen des jetzt für die Entsorgung zuständigen Bayerischen Landesamt für Umwelt, in Abstimmung mit dem für die Entsorgung zuständigen Bayerischen Landesamts für Umwelt - in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt – Rechnung getragen.
Für den Landkreis selbst gilt als oberstes Ziel, dass von der Ablagerung kein Risiko für Menschen und Umwelt ausgehen darf. Deshalb ist man schon immer bestrebt, die Deponie nach dem neuesten Stand der Technik zu betreiben. Die Reststoffdeponie verfügt über eine Basisabdichtung in Form der ursprünglichen natürlichen Tondichtung, welche in umfangreichen hydrogeologischen Untersuchungen nachgewiesen wurde.
Es wurden in und um die Deponie Grundwassermessstellen eingerichtet, über die ständig das Grundwasser beprobt wird. Bisher gab es keinerlei Überschreitungen der Grenzwerte Das Sickerwasser wird gesammelt und da es bisher immer Direkteinleiter-Qualität hatte, in die Wondreb eingeleitet.
Von 1971 bis 1995 wurden Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle eingelagert. Durch die im Hausmüll vorhandene Biomasse entsteht durch Abbauprozesse Deponiegas (vor allem Methan und Kohlendioxid).
Damit der infolge der Gasprodukte im Müllkörper entstehende Gasüberdruck nicht diffus austreten kann, wurde 1987 Mit dem Bau der Entgasungsanlage, die einen kontrollierten Gasabfluss ermöglicht, begonnen. Die Entgasungsanlage umfasst mehrere Gasbrunnen, Gassammelstationen und eine Gasfackel mit Verdichter-Station. Ursprünglich wurde das Deponiegas über die Gasfackel verbrannt.
Ab Oktober 1996 erfolgte durch einen Gasmotor die Umwandlung in Strom und die Einspeisung ins Stromnetz. Der Gasanfall ist aber in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen, so dass auf aufgrund der geringen Menge seit November 2020 keine Einspeisung mehr möglich ist. Das nur noch in geringer Menge anfallende Deponiegas wird jetzt über eine effektive Hochtemperaturfackel bei 1200 °C fast vollständig beseitigt (Verbrennungswirkungsgrad >99,99%)
Ausschlaggebend für die geringe Gasmenge ist vor allem, dass kein organischer Abfall mehr eingelagert wird, da der Landkreis 1996 dem Zweckverband Müllverwertung Schwandorf (ZMS) beigetreten ist. Der Haus- und Gewerbemüll wird seither zwar noch an der Reststoffdeponie Steinmühle angenommen. Von hier wird er aber nach Schwandorf in die thermische Verwertung (Verbrennung) gebracht.
Aus wirtschaftlichen Überlegungen wurde 2005 das bisher gepachtete Gelände der Deponie (> 32 ha) vom damaligen Eigentümer EBAG gekauft. Damit wurde eine gesicherte Planung möglich. Von den Kreisgremien wurde einem Deponie-Gesamtkonzept zugestimmt, was einen weiteren Betrieb bzw. eine weitere Verfüllung der genehmigten Bereiche ermöglichte.
Der Landkreis als Eigentümer konnte jetzt auch verschiedene Investitionen zur Infrastruktur umsetzen. Der Eingangsbereich wurde neu gestaltet und für das Personal ein Eingangsgebäude mit Bürotrakt errichtet.
Die beiden Fotos zeigen im Vergleich die ergänzten Einrichtungen:
Mit der Ausweitung der bereits seit 1996 eingerichteten Sperrmüllannahmestelle zu einer umfassenden Wertstoffannahmestelle und dem Bau eines Verwaltungsgebäudes ist auf dem Deponiegelände die komplette Abfallwirtschaft des Landkreises angesiedelt. Dazu errichtete der ZMS ab 1996 eine Sammel- und Umladestation für den Haus- und Gewerbemüll, der nach Schwandorf transportiert wird.
Somit ist im Bereich des ehemaligen Steinbruchs ein Zentrum für die Abfallwirtschaft des ganzen Landkreises entstanden.
Daneben wird der Asbest- und Glaswolleabfall aus der ganzen Oberpfalz und einigen Landkreisen aus Niederbayern und Oberfranken in Steinmühle eingelagert.
Deponienachrüstung und Restmülleinbau
Der Restmüll wird derzeit im Abschnitt A 2 eingebaut.
Im Bauabschnitt A 1 wurde von 1971 bis 1991 Müll eingebaut. Anschließend wurde gemäß den behördlichen Auflagen auf den ca. 22.000 qm eine mineralische Abdichtung mit einer Gesamtstärke von 1,80 m aufgebracht.
Der Bauabschnitt B wurde von 1992 bis 2002 verfüllt. Wegen der damals noch zu erwartenden Setzungen wurde 1996 die gesamte Fläche von 27.000 qm mit Bentonitmatten temporär abgedichtet. Nachdem keine Setzungen mehr zu erwarten warem, wurde 2021-2024 eine endgültige Oberflächenabdichtung aufgebracht. Der Bauabschnitt C wurde 2008 mit der notwendigen Sickerwasser-erfassung ausgebaut. Die Basis wurde mit einer mineralischen Abdichtung versehen. Die Verfüllung erfolgte bis zum Jahr 2016. ‚Von 1921 bis 1924 wurde eine Oberflächenabdichtung aufgebracht, um auch hier den Wassereintrag zu unterbinden. Der Altbereich im Bauabschnitt C wurde 2009 ebenfalls mit einer Oberflächenabdichtung abgedichtet und 2021 – 2024 mit einer Kunststoffdichtung versehen.
Damit sind alle bisher genutzten und verfüllten Deponieabschnitte mit einer endgültigen Oberflächenabdichtung versehen und das Eindringen von Wasser verhindert und der Sickerwasseranfall minimiert.
Die Reststoffdeponie des Landkreises Tirschenreuth wird anderen Landkreis oft als Referenzdeponie empfohlen. Sie besitzt auch ein zertifiziertes Labor für die Kontrollanalyse der Abfälle und führt die Sickerwasseranalysen durch. Die Deponie wird vom Landesamt für Umweltschutz und vom Wasserwirtschaftsamt überwacht. Aufgrund der durchgeführten Nachrüstmaßnahmen steht die Deponie noch mehr als 40 Jahre zur Verfügung.
Hier einige Zahlen aus dem Jahresbericht 2023
- Gesamteinbauvolumen ca. 2.400.000 m3
- Jährlich verbrauchtes Volumen ca. 25.000 m3
- Die zur Ablagerung genehmigte Fläche beträgt ca. 127.000 qm
- Die Schütthöhe beträgt zum Teil über 30 m
- Gesamtfläche der Deponie ca. 320.000 qm
Genauere Angaben sind aus dem jährlich veröffentlichten Deponiebericht und aus einem Film ersichtlich, die jederzeit im Internet unter www.awz-tir.de/fileadmin/user_upload_awz/Reststoffdeponie/Jahresberichte/Deponie_Jahresbericht_2023.pdf eingesehen oder heruntergeladen werden können.
Photovoltaikanlage
Nach Prüfung der in Frage kommenden Bereiche wurde eine PV-Anlage auf einem abgedichteten Abschnitt und an einem Hang errichtet. Nach einer extrem kurzen Bauzeit konnte zum 28. 9. 2012 die Anlage mit zwei Flächen in Betrieb gehen.
Daten zur Anlage
- Leistung 1.400 KWp
- Module 5.600
- Modulfläche 9.110 qm
- Dezentrale Wechselrichter 165
- Nennleistung 1.400 KWp
- Anlage liefert jährlich rund 1.300.000 KWh
Damit könnten rd. 400 Haushalte versorgt werden. Die Einspeisung erfolgt über eine neu errichtete Mittelspannungs-Trafostation ins öffentliche Netz
Zusammenfassung: grundsätzliche Akzeptanz in der Bevölkerung
Außer den Klagen Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre über Geruchsbelästigung in der angrenzenden Ortschaft Pleußen gab es keine Akzeptanzprobleme durch die Bevölkerung. Sorgen wegen der Anlieferung von bestimmten Abfällen aus anderen Landkreisen und damit eine kürzere Betriebsdauer der Deponie zu Ungunsten der Landkreisbürger konnten ausgeräumt werden. Bedenken wegen einer möglichen Gefährdung der Mineralwasserquellen in Kondrau wurden mit einer detaillierten hydrogeologischen Untersuchung schon bei der Einrichtung der Deponie widerlegt, sie wies den Grundwasserfluss in Richtung Wondreb nach.
Nach derzeitigem Sachstand steht die Reststoffdeponie Steinmühle als sichere und nachhaltige Abfallanlage den Landkreisbürgern noch für Generationen zur Verfügung.
Peter Förster