von Harald Fähnrich in "Oberpfälzer Heimat" 2014
Das "Straflager Steinmühle" der Wehrmacht - geheim?
Der folgende Beitrag erschien erstmals im Jahresband 2014 der Oberpfälzer Heimat des Heimatkundlichen Arbeitskreises im Oberpfälzer Waldverein. Der Autor Harald Fähnrich erlaubte uns freundlicher- und dankenswerterweise, den Aufsatz in unsere Ortschronik aufzunehmen. Bei manchen Zeitangaben ist das Entstehungsjahr des Beitrags (2014) zu berücksichtigen. Der Artikel ist hier vollständig übernommen, die Fußnoten sind ausgelagert und an den Schluss gestellt. Wir bitten um Verständnis, dass die Qualität der eingefügten Fotos und Zeichnungen durch die Reproduktion gelitten hat, Wir stellen dem Beitrag eine Gedenkseite voran, die an die in den Jahren 1943 und 1944 im Arbeits- bzw. Straflager Steinmühle ermordeten Kriegsgefangenen erinnert.
Friedrich Wölfl (Bearbeiter)
Abkürzungsverzeichnis
Der Autor verwendet diese Abkürzungen:
- Arb.Kdo: Arbeitskommando (Sd.: Sonder ...)
- HJ: Hitlerjugend
- K.L. Flo: Konzentrationslager Flossenbürg
- Komp. LS Bat.: Kompanie eines Landesschützen-Bataillons (Infanterieeinheiten)
- KPSU: Kommunistische Partei der Sowjetunion
- Kr.Gef.: Kriegsgefangene
- L.K.: Lagerkommandant
- OFLAG: Lager für kriegsgefangene Offiziere
- RLG: Reichsleistungsgesetz
- RM: Reichsmark
- SS: Schutzstaffel (Organisation der nationalsozialistischen Partei, Betrieb und Verwaltung von Konzentrations- und Vernichtungslagern)
- STALAG III B: Stammlager für Kriegsgefangene in Weiden (Mannschaften und Unteroffiziere)
- StA AM BA TIR: Staatsarchiv Amberg (mit Registraturnummer)
- SU: Sowjetunion
- Uffz.: Unteroffizier
Friedrich Wölfl (Bearbeiter)
Harald Fähnrich
Das "Straflager Steinmühle" der Wehrmacht - geheim?
Was soll das gewesen sein? - Ca. 5 km nordöstlich von Mitterteich zwischen der Staatsstraße und der Eisenbahnstrecke nach Waldsassen lag bis 1971 das Basaltwerk Steinmühle1, mit Bahnhof, das war praktisch. Schottersteine aus Basalt waren z.B. kriegswichtig für Gleisbette der damaligen Reichsbahn. Den Steinbruch gibt es seit 1971 nicht mehr. Zeitzeugen berichten nicht mehr. Es blieben Gerüchte. Üble Taten sind es, welche deutsche Zivilarbeiter im Steinbruch Steinmühle in den Kriegsjahren wirklich erlebt hatten - und an die nächste Arbeitergeneration weitererzählten, von denen einige wenige sie in dieser Region bis heute erzählen und weitergeben mit der zweifelhaften Effektivität der "stillen Post": vom Blutbad durch die SS, welche dazu den Steinbruch umstellt, von drangsalierten russischen Kriegsgefangenen in Rebellion, von denen einige von Bäumen heruntergeschossen werden. Nun ein Versuch, die Wirklichkeit von Damals zu rekonstruieren: Dazu dient das einzige erhaltene Originaldokument, eine nüchterne Polizeiakte. Ihre kuriose Rettung ist Teil dieser ungewöhnlichen Regionalgeschichte vom "Arb.Kdo.Steinmühle", Wenig ist darüber bekannt und geschah doch mitten in der Heimat.
Ungereimtheiten
Zum Steinbruch gehörte ein Arbeitslager für Kriegsgefangene. Es war kein Straflager. Doch das konnte sich ändern, wenn die Kriegsgefangenen gegen deutsche Vorschriften und Gesetze verstoßen hatten; derer gab es gar viele. Wer bestimmte Art und Ausmaß der Strafe? Eine tschechische Karte von 1967 des STALAG XIII skizziert Nürnberg als Wehrkreissitz und als Sitz des OFLAG XIII B2; Steinmühle gehörte dazu... Antwort damals anonymisiert -, "das STALAG bestraft" (s.u.). Sollten nur Militärs, Parteifunktionäre solche Straforte wissen? 1940 heißt es - amtlich: (Präambel) "Dies ist ein geheimer Gegenstand im Sinne des § 88..."
"Abschnitt - Allgemeines - a) Die Kriegsführenden haben das Recht (Abk. v. 929, Art.27, H./M. Dv38/2, L.Dv.38), die gesunden Kr.Gef. mit Ausnahme solcher im Offizierrang zur Arbeit zu verwenden...(Schlussbemerkung) "Wichtigstes Ziel der Tätigkeit der (Arb.Kdo.-)Führer aller Grade ist das Erreichen einer ordentlichen Arbeitsleistung der Kr.Gef. Sind Widerspenstige oder Faule ... nicht zu fleißiger Arbeit zu bewegen, ist ihr Austausch und gegebenenfalls auch ihre Bestrafung beim `STALAG´ zu beantragen."3
Die Wehrmacht hielt sich keinen Deut an eigenes oder gar internationales Regelwerk; z.B. weist die Arb.-Kommando-Statistik vom 6.7.1944 aus, dass im Regierungsbezirk Regensburg 2 999 Sowjetoffiziere (in 26 Lagern) zum Arbeitseinsatz gezwungen wurden.4
Steinbrucharbeit
Im Steinbruch der "Ersten Bayer. Basaltstein AG" (München)5 leisteten anfangs nur Mannschafts-Kriegsgefangene (bis zum Rang des Unteroffiziers) Zwangsarbeit. Wie rechtens! "Männerersatz" für die zur Wehrmacht eingezogenen zivilen Steinbrucharbeiter - zur Gewinnmehrung des Konzerns. Invalide Landser (Landesschützen), teilweise Hiesige, bewachten sie. Ihre Stationierung dauerte unterschiedlich lange, wenige Wochen bis viele Monate.
Heute (2014 d. Bearbeiter) gehört ein anderer Basaltbruch, jener am Teichelberg (siehe später), zum selben Konzern. Wie die Arbeit dort früher war, berichtet Karl Reichel (Jg. 1939) aus nächster Nachbarschaft, aus Groschlattengrün: "Viele Hiesige arbeiteten im Bruch, so auch Verwandte und Bekannte. Sie erzählten immer wieder von der schweren, schweren körperlichen Arbeit, z.B. vom Beladen der Lore, die 1,40 m hoch war: Mit festen vielzinkigen Steingabeln (damit der feine Dreck durchfiel) wurde der zersprengte Basalt hinaufgeschaufelt. Ca. 1 Tonne pro Lore! Fünf, sechs volle Loren am Tag waren normal; mancher schaffte über 10 Loren! Nach der Lorenanzahl wurde bezahlt: Nach dem Krieg pro Lore 1,60 Mark bis 1,80 Mark, wenn zwischen den Steinen viel Dreck (Abraum) lag oder nicht." Das heißt: Tageslohn bei 8 Mark oder 9 Mark. (Nach Kriegsende!)
Vor Kriegsende: Jeder russische Gefangene, geschwächt durch mancherlei Gebrechlichkeiten, musste vier Loren pro Tag im Steinbruch beladen.
Polizeilicher Einsatzkalender
Als besonders gefährlich galten gefangene "Bolschewiken", diese "Untermenschen". Die Gendarmen sollten über ihren Aufenthalt genau Bescheid wissen. Anschreiben vom 6. Juli 1944 "Kommandeur der Ordnungspolizei beim Regierungspräsidenten" (in Regensburg) mit beiliegender Auflistung der "Lager- und Arbeitskommandos... Sowjetrussischer Kriegsgefangener", hier für den "Gendarmerie-Kreisführer Tirschenreuth"6, es enthält eine Information zu Steinmühle. "Ich bitte um Aufnahme derselben (Arb.Kdos.) in die Einsatzkalender. ... (wie unter anderem)
a) Sowjetrussische Offiziere
Lfd. Nr. 22 Arb.Kdo. 10479 Steinmühle, Erste Bayer. Basaltstein A.G. Steinmühle - 57 (Offiziere), 6 Wachmänner (der Landesschützen) (Komp.)/(Bat) 840
Jedes Arbeitskommando für sowjetische Offiziere hatte seinen Arbeitsplatz, obwohl diese Militärs laut Genfer Konvention - und Wehrmachtsvorschriften - von jeglichem Arbeitseinsatz befreit sein müss(t)en. Obige "Momentaufnahme" listet statistisch auf: 76 Arbeits-Kommandos für SU-Mannschaften und 26 für 2 999 SU-Offiziere, darunter 4 Arb.Kdos. in Regensburg, je 3 in Amberg und Schwandorf, je 1 in Winklarn, Fronberg, Neumarkt, Obertraubling, Schönthan, Lengenfeld, Altneuhaus, Neuwirtshaus, davon allein drei Arb.Kdos. in Weiden (94,50,65 Offiziere - Firma Porz, Seltmann, Fa. Hermann, Zentralheizungsbau J. Grünberger), je eines in Altenstadt/Voh. (67 - Porz. Seltmann), Grafenwöhr (16 - Peter Kraus), Wiesau (62 - Tonwaren Schwandorf) und im genannten Steinmühle ... Alles Straflager für sowjetische Offiziere! Keine Dokumente mit der Bezeichnung "Straflager" (für Offiziere) fanden sich in zeitgenössischen Amtslisten von Arbeitskommandos mit diesen Kriegsgefangenen.
Sonder-Arbeitskommando
Ab 1943 schufteten nur noch Offiziere im "Straflager Steinmühle". So deutlich ist die Arbeitsstätte erst in einer Polizeiakte benannt, mehr als zwei Jahrzehnte nach 1945! (s.u.). Harte Strafabbüßung im Basaltbruch. Ein Soldbuch der Kriegszeit benennt es dezent anders: Heinrich Gutermuth (+1899 Nürnberg) war (laut seiner Aussage v. 27.1.1969) im Jahre 1943 Wachmann ("Wm") im "Sd.-Arbeitskommando 10437 Steinmühle". Eine "Sondereinrichtung"... Der Einheimische Wolfgang Riedl (*1908 Steinmühle) diente in den 40ern als "Wm"; er präzisiert (am 14.1.1968), was gemeint ist:
"Das ´Arbeitskommando Steinmühle` unterstand dem Wehrbereich vom STALAG XIII B Weiden/Opf. In der Barackenunterkunft im Lager für die französischen Kriegsgefangenen waren anfänglich auch wir Wachsoldaten untergebracht. Dann wurde eine eigene Unterkunft für uns errichtet und Steinmühle als ein "Straflager" bezeichnet - für sowjetische Offiziere, die schon einmal geflüchtet waren oder etwas angestellt hatten. Deshalb Lager vverschärft bewacht (Tag und Nacht) durch Doppelposten!"
"...etwas angestellt" - Auslegungssache! Riedl verglich 1968 seine Erfahrungen als Angehöriger der 4. Komp. LS Bat.840, der in mehreren "normalen" Lagern als "Wm" eingesetzt war.
"Ich muss sagen, dass dies das schlechteste Lager war"; für die Gefangenen schlechte Verpflegung - viele Kranke, schlechte Kleidung, schwerste Arbeit! Sein Kamerad von damals, Franz Riedl (*1910; am 6.12.1968), hatte von der Bezeichnung "Straflager" nie gehört. Jedoch sein Kamerad, der Kleinbüchlberger Wilhelm Kilian (*1913 Mitterteich) bestätigt nicht nur dies am 26.1.1968: "Unser LS-Bat. 840 war in einige Wacheinheiten ("Kompanien") aufgeteilt, die (wieder unterteilt in viele "Kommandos") fast ausschließlich Kriegsgefangene bewachten. Ich wurde schließlich dem Wachkommando im Lager Steinmühle zugeteilt. Die Wachsoldaten hatten die Aufgaben, die Gefangenen 1) während der Arbeitszeiten, 2) außerhalb dieser zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass jeder 3) sein Arbeitssoll erfüllte, d.h. je Schicht vier Steinwägen belud.
Methoden
"Wm" Wilhelm Kilian spricht sie in seiner zweiten Aussage vom 7.2.1969 an: "Die Bewachung dieser Strafgefangenen gestaltete sich schwierig. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit stellten sie heraus, dass sie Offiziere seien und als solche gar nicht arbeiten müssten." Es hieß auch, "dass durch Schläge nachgeholfen werden soll, wenn sie ihr Soll nicht erfüllten. ... Schläge nicht mit der Hand, sondern mit dem Gewehrkolben ... Ich selbst habe meistens mit der Hand hingeschlagen ... hauptsächlich nur dann, wenn Gefangene mich verspotteten ... und meine (in Russland erlittene) Gehbehinderung (das Hinken) nachahmten. ... Ich habe mir (als Wachmann) ja irgendwie Respekt verschaffen müssen. Ich weiß nicht, ob die Anwendung von Schlägen in den schriftlichen Wachvorschriften so stand."
Straforte
Sowjetische Offiziere aus Arbeitskommandos, bestraft mit schwerer Steinbrucharbeit "kamen zur Strafverbüßung nach Schloppenhof (gleich hinter der Grenze von Waldsassen im Sudetenland" und nach Steinmühle ins `Straflager". Ihre Zahl schwankte sehr, bis zu 80 Mann. Nach Verbüßung wurde der Gefangene wieder abgezogen: ein dauernder Wechsel." (Soweit die Aussage Kilian.)
Vor allem gefangene Sowjetoffiziere waren überzeugte Kommunisten, eben "Bolschewiken", Todfeinde. Die Mitgliedschaft in der KPSU ermöglichte die Offizierslaufbahn. Darunter waren ideologisch-agitatorische Offiziere, wie jener, den die Steinmühler Wehrmachtsposten "Meuterer" nannten. Sich-nicht-fügen in die Gefangenschaft war für die Wächter das unfassbarste Missverhalten. Die Ideologien von Nationalsozialismus und Kommunismus lagen in Unduldsamkeit und Wüten gegen Andersdenkende nicht weit auseinander. - Ob das stimmt, was der Journalist Toni Siegert äußerte?
"Im ersten Quartal 1943 taucht in den Lagerakten in Flossenbürg zum ersten Mal der (Aufnahme-) Hinweis `entlassener Kriegsgefangener´ auf." Rotarmisten, welche zuvor im STALAG interniert waren? Sie wurden von der Staatspolizei wegen bestimmter Vergehen ins "K.L.Flo" eingeliefert - und "waren damit keine Kriegsgefangene mehr."8 Also "Liquidierung" ...
War das "Straflager Steinmühle" der Wehrmacht ein Vorlager für "Bolschewiken" zum Konzentrationslager der SS-Totenkopf-Standarte Flossenbürg? Vorher nutzten das NS-System - und Industrien etc. - das Arbeitspotential der Gefangenen aus bis zum von SS-Mördern festgelegten Todeszeitpunkt.
Wach(t)posten sagen aus
Die Informationen zum Straflager Steinmühle stammen wieder aus der Polizeiakte von 1968/69. Fortsetzung der W.-Kilian-Aussage vom 26.11.1968: "Die Gefangenen arbeiteten in mehreren Gruppen, eine oft bis zu 5 Mann stark, beaufsichtigt von einem einzigen9 Wachmann. Wir hatten jede Kontaktaufnahme zwischen Gefangenen und Zivilisten (den deutschen Arbeitern) zu unterbinden. Einem fliehenden Gefangenen musste nachgerufen werden. Hielt er nicht an, hatte der Wachposten die Pflicht `von der SchusswaffeGebrauch zu machen´. Als ich in Wiesau eingesetzt war, entwich mir einmal ein Gefangener; ich musste sieben Tage verschärften Arrest im Militärgefängnis in Hof verbüßen."
Heinrich Gutermuth (*1899 Nürnberg), ebenso Wachmann nach seinem Soldbuch u.a. ab 5. Mai 1943 vier Monate im Sd.-Arbeitskommando 10437 Steinmühle"; Aussage vom 27.1.1969: "Im Lager befanden sich ausschließlich russische Offiziere. ...Unsere Mannschaft, ca. neun Mann, war in einer Baracke innerhalb des Gefangenenlagers untergebracht. Morgens gegen 7 Uhr rückten wir mit den Gefangenen in den Steinbruch aus, etw 30 Gefangene und 4 oder 5 Posten. ... gegen 13 Uhr abgelöst. Anschließend begaben wir uns in die Unterkunft." Die gesamte Wachmannschaft war eingeteilt in zwei Schichten, die einander ablösten und deshalb auch keinen direkten Kontakt miteinander hatten. Erste Schicht vormittags, zweite Schicht nachmittags.
Der ehemalige Wachmann Adam Kießling (*1894, Schwarzenbach am Wald/Lkr. Hof) berichtete am 30.1.1969: 1944, die (oft) 90 bis 100 sowjet. Offiziere wurden ausnahmslos im Steinbruch eingesetzt. "Wenn ich Wachmann war, hatte ich meistens eine Arbeitsstelle mit 2 bis 15 Gefangenen zu bewachen. ...Ich war gegenüber den Gefangenen immer menschlich und war deshalb sehr beliebt ... alle wollten in meine Gruppe ... aus meiner Gruppe ist nie einer ausgerissen." In anderen Gruppen jedoch mehrmals erlebt! "Einmal 6,7 Mann"; sie wurden eingefangen und wieder (ins Lager Steinmühle) zurückgebracht.
Wurden die "Rückkehrer" wegen ihrer Flucht sanktioniert?
Der ehemalige Prokurist im Steinbruch Johannes Muff (*1902) am 20.1.1968: Die russischen Gefangenen wurden "von der Außenwelt völlig abgeschirmt". Die Verpflegunng lieferte das STALAG, Mahlzeiten "von den Gefangenen zubereitet" und eingenommen innerhalb des Lagers. Abrechnung mit dem STALAG Weiden. Ein Zivilarbeiter und der Direktor leiteten den Arbeitseinsatz, welchen das Wachkommando bewachte.
Bezahlung/Löhnung
Sonntag war ihr freier Tag, ansonsten arbeitete jeder Gefangene 6 Tage à 10 Stunden. Der Basaltbruch hatte Löhne für die Häftlinge zu zahlen, das ist gewiss: Johannes Muff (*1902) übertreibt sicher (20.11.1968): "Die französischen Gefangenen erhielten zuletzt den Lohn deutscher Arbeiter". Gesetzlich vorgeschrieben waren 60% vom ortsüblichen Bruttolohn. Dieser war für reichsdeutsche Schwerarbeiter (Kategorie "Industrie") mit "1 RM pro Tag" angegeben. 60% = 60 Pf. Eine Sonderprämie für besonders Tüchtige wäre möglich gewesen. Auch für Russen.
Nettolohn: 15 Pf. pro Tag ohne Verpflegung! An das STALAG ging ab - für Verpflegung Kategorien "Industrie" (wohl 1 RM/Tag - drei Mahlzeiten), für Unterkunft (30Pf./Tag - wie für den Wachmann, s.u.) und Bekleidug (15 Pf./Tag). Überschuss wurde jeden Mittwoch ausgezahlt mit eigenem Lagergeld, das sonst nirgendwo galt.10
Für die Quartiere der Wachmänner (!) des "Sonder-Arbeitskommandos 10479 Steinmühle" musste (nach dem RLG) von der Wehrmacht monatlich eine Entschädigung über die Gde. Pleußen an das Basaltwerk gezahlt werden. Für jeden Posten 30 Pfennig, jedoch dem Kommandoführer (ein Uffz) 40 Pf. pro Tag; alle nach (untersten!) "Klasse D" des RLG. Es scheint so - nach obiger Rechnung, als ob die Sträflinge des Sd-Lagers Steinmühle überhaupt keinen Lohn bekommen hätten.
Arb.Kdo. 7141 oder 10479 ?
Die der Polizeiakte beigefügten Quartierabrechnungen von 1942, 1943 u. 1944 tragen mehrmals eine andere Nummer, nämlich "7143 Steinmühle". Verwirrrend! Diese trug das "Arb.Kdo. 7143 Kaltenbrunn", eingetragen 1944 für "einfache (russische) Mannschaft"!11 Dazu der ehemalige "Wm" Johann Kofler (*1906) us Uttenreuth (bei Erlangen) am 2.1969: "Ich war 1943 ein einziges Mal und nur für drei Wochen ins Lager Steinmühle abgestellt. Ich war aber* mit dabei, als das Lager (Steinmühle) aufgemacht wurde (für sowjetische Offiziere!), als die (ersten) russischen Kriegsgefangenen von Kaltenbrunn bei Grafenwöhr per Bahn in das Lager Steinmühle verbracht wurden." Zur Steinbrucharbeit: "Wir Posten mussten die Russen in Tag- und Nachtschichten bewachen. Die Nacht über standen wir als Einzelposten. Tagsüber, bei der Bewachung während der Arbeit, gingen wir als Doppelposten. Diee Insassen wechselten ´rasch``".
Anm.:*) Laut Quartierabrechnung ab 7. Mai 1943 nur 2 Tage. Von Sowjetoffizieren berichtet Kofler nicht!
Ungereimtheiten
Ob das Straflager "Sonderlager Steinmühle" nun im dauernden Verbund mit dem Lager Kaltenbrunn stand, ist unbekannt. Nicht dafür sprechen die Voraussetzungen: zwei Lager für verschiedene militärische Ränge. Jedoch: Auch Monatsabrechnungen von 1944 tragen noch die Arb.-Kdo.-Nr. 7143 von Kaltenbrunn. Verlangte Einträge in vorgedruckten Formblättern!12 Das Mannschaftslager Kaltenbrunn war übrigens (1944) deutlich kleiner als das Offizierslager Steinmühle. Oder war Kaltenbrunn nur Zwischenlager am Verschubebahnhof von Nürnberg (Verwaltung STLAG XIII) her? Nächst dieser Strecke stand das Lager; sie führte nach Weiden (STALAG XIII B) - Richtung Wiesau-Steinmühle oder nach Weiden-Neustadt-Flossenbürg.
Im Sonder-Arb.Kdo Steinmühle wurden vier sowjet. Offiziere getötet - oder ermordet? Eine polizeiliche Untersuchung soll den Sachverhalt klären, erst spät, 1968 und 1969.
"...ist mir heute einfach unerklärlich."
Eine alte Polizeiakte überliefert diese Selbstvorwürfe. Sie sprach aus der einzige (erst 1968) habhaft zu machende Tatbeschuldigte, mehrfach und zerknirscht. Er (*1913) gab im ersten Verhör vom 26.11.1968 unumwunden zu: "Zwei Kriegsgefangene (auf der Flucht) erschoss ich." War der Wachposten im Recht? Damals: Ja!
"Das (beigelegte) Rundschreiben13 des Wehrkreiskommandos XIII vom 1.4.1942 führt auf, dass bei Arbeitsverweigerung, Widersetzlichkeiten und Hetzversuchen sowjetischer Kriegsgefangener mit sicherem Treffer sofort von der Waffe Gebrauch zu machen sei und kein Schreckschuß abgegeben werden soll". Kriminalamtmann Andreas Anzenberger, am 28.1.1970 (s.2).
Original heißt es eher allgemein so: "Der Flüchtling ist nach dem (dreimaligen) Anruf `Halt´, wenn er nicht stehen bleibt, niederzuschießen. (Kein Scchreckschuß.)"14
Ausgesonderte Ermittlungen "wegen Tötung russischer Kriegsgefangener"
Seine akribischen, rund 30 Seiten Ermittlungen ergänzte KA Anzenberger am 28.1. 1970 mit einem 21-seitigen Schlussbericht für die "Staatsanwaltschaft beim Landgericht Weiden". Ein Duplikat der Akte der "Bayerischen Landpolizei Kriminal-Außenstelle Neustadt/WN." erhielt die zuständige "Nebenstelle Mitterteich" der "Landpolizeiinspektion Tirschenreuth" - mit Eingangsstempel vom "5.2.1970". Auf dem Duplikat prangt in Rot ein leerer, halbzeiliger Stempel: Auszusondern am ... ... 19 - und trotzdem blieb der Akt erhalten.
Er stammte aus der Registratur der 1973 aufgelösten "Nebenstelle Mitterteich" der "Landpolizeiinspektion Tirschenreuth". Letztere wurde 1979 umstrukturiert zur "Polizeiinspektion Tirschenreuth".15 Ab in den Reißwolf! Eigenmächtig, ohne Beratung durch den Kollegen und versierten Kreisheimatpfleger Franz Busl. Die Polizeiakte war erst zwischen Anfang Oktober 1968 und Ende Januar 1970 angelegt worden! Der Tirschenreuther Beamte sonderte sie wieder aus.16 Eine Rettungstat, wofür Albert Spann (Tirschenreuth) nicht hoch genug Dank zu zollen ist.17
Dieser Akt ist Grundlage folgender Tatdarstellung: Daraus mit Seite, sinngemäße Umformulierungen, Kürzungen.
Grundtenor
Die zur Arbeit gezwungenen kriegsgefangenen sowjetischen Offiziere im Lager Steinmühle wurden nicht immer menschenwürdig behandelt, weil unter ihnen aggressive, ja hasserfüllte Männer waren.(S.7)
Aktenvorgang
Die "LP-Nebenstelle Mitterteich" ist es, welche die Untersuchung anstößt - mit dem Schreiben vom 7. Okt. 1968 an die vorgesetzte "LP-Station Tirschenreuth": "Der Dienststelle wurde bekannt..." Wie hat sie von der vierfachen "Tötung" erfahren? Anonym? Keine Antwort in der Akte! "Vierfache Tötung" - die LP-Inspektion Tirschenreuth leitet die brisanten Anschuldigungen an die Staatsanwaltschaft Weiden weiter. Und diese beauftragte am 7.10.1968 die Kriminalaußenstelle Neustadt a.d.Waldnaab mit der Untersuchung. Sachbearbeiter (damals noch) Kriminaloberinspektor Alfons Anzenberger.
Er holte Amtshilfen - bei den Nachbargemeinden, ebenso bei der WAST18 in Berlin - über die russischen Kriegsgefangenen und die Wächter der Wehrmacht im Arb.Kdo. 10479 Steinmühle. Seine Ermittlungen wachsen auf 150 Seiten an, darunter 3 Tatort-Skizzen, diverse Statistiken, 1 Foto, einige Quartierbescheinigungen und 2 Karten, Sterbeurkunden, Umbettungen, Zwangsarbeiterlisten etc. Das Wichtigste sind die Aussagen von 25 Belastungs- und Entlastungszeugen, dazu Amtshilfe bis aus Bochum. Die Zeugenaussagen weichen, wie sollte es anders sein, wesentlich voneinander ab. Die Kameraden der "WaM" konstatieren eine Notsituation oder wissen nichts. "Gnadenschuss" ist Teil ihrer "Soldatenethik". Der Beschuldigte (1913-1982), damals wohnhaft in Mitterteich, wird zweimal vernommen, am 26. Nov. 1968 (12-seitige Aussage) und am 17. Feb. 1969 (6 S.). Und damit enden die Einvernahmen und die Akte.
Sein Polizeibericht klingt aus, dem damaligen "Kalten Krieg" entsprechend, mit Resten der eingehämmerten NS-Propaganda vom "Todfeind Bolschewik"": "Zu erwähnen ist auch noch, dass die Gefangenen des Straflagers Steinmühle bei der Bevölkerung im Umkreis des Lagers gefürchtet waren, weil man ihnen jede Untat zutraute." (S.21)
Anzenberger übersandte fast ein Jahr später, am 28. Januar 1970, den originalen Vorgang der Kriminalaußenstelle Neustadt/WN. an die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Weiden OPf. Diese habe nun über das weitere juristische Vorgehen zu entscheiden. Die Akte in Kopie erhielt laut Eingangsstempel am 5.2.1970 die Nebenstelle Mitterteich der LPI Tirschenreuth - für ihre Registratur. Ob es nach den kriminalpolizeilichen Ermittlungen zu einer gerichtlichen Verhandlung kam, ist nicht aktenkundig. Denn auch die Originalakte wurde bei der Staatsanwaltschaft Weiden/OPf. ausgesondert und nicht an das zuständige Staatsarchiv Amberg abgegeben.19
Ein Mosaiksteinchen der Zeitgeschichte wurde ausgesondert. (Was nicht ganz gelang.) Es ist durchformt von den Begriffen Heimatschuss, Todesschuss, Gnadenschuss, Nahschuss, Kopfschuss, Bauchschuss ...
Tötungsdelikte im "Sd.Arb.Kdo. Steinmühle"
Sie dürfen im Altreich dienen; KA Anzenberger schreibt Landesschützen sind meist invalide Soldaten, die im Russlandfeldzug den sog. "Heimatschuss" bekommen haben (S.8) "Hinkebein" zieht beim Gehen den Fuß nach (Aussage Johann Kofler). So wird er deshalb von Gefangenen genannt: das macht den Posten rabiat und unnachsichttig (S. 20). Ihm läuft ein Gefangener davon (S.13).
Flüchtender gestellt, 26. Mai 1943
In diesem Jahr soll Steinmühle ein Straflager geworden sein. Peter Sokolow, 32 Jahre alt, Buchhalter, verheiratet, zwei Kinder, sowjetischer Oberleutnant, ist nachmittag geflohen in die bewaldete Peripherie des Steinbruchs (S.9). 20 Ein Suchtrupp von fünf Mann (S.11) bricht auf. Der Laagerkommandant Uffz. Konrad Weber (geb. 1896 Stein b. Nürnberg, Bleistiftarbeiter, gest. 1969) selbst stellt den Flüchtigen in einer Baumkrone im Steinbruchgelände, (...300 m vom Steinbruch entfernt", so Johann Kofler). "Herabkommen!" (S.11). Sokolow ergibt sich, steigt herab. Die Wächter umzingeln den Geflüchteten. L.K. Konrad Weber zieht die Pistole, schießt dem Russen in den Bauch; er fällt auf den Rücken (S.11). Nachher wird Weber äußern, ihm sei der Schuss (aus Erregung und Angst) ausgekommen (S.13). Die Missstimmung der Wächter auf der Suche schaukelte sich gegenseitig hoch (S.13). Heinrich Guthermuth (Nürnberg) sagte aus, er habe gesagt: "Gebt ihm doch den Gnadenschuss, dass er nicht so lang leidet." (S. 13). Gefreiter Gerhard Schubert (ein Berliner? S. 21), 22. Jahre alt, der im Ostfeldzug ein Auge verloren hat (Aussage Johann Kofler), legt den Karabiner an und gibt dem Opfer einen "Nahschuss" zwischen Auge und Nasenwurzel (S.12). Ein aufgeweckter 14-jähriger Junge eines HJ-Suchtrupps darf die übel zugerichtete Leiche sehen.
"Auf der Flucht erschossen" heißt es lapidar in der "Kriegssterbefallanzeige" vom 24.8.1950.
Maria König (*1904), Wirtschafterin im Gutshof Altenhammer arbeitend - mit sechs Zwangsarbeiter/innen; am 14.1.1968: Die Tat, am Vormittag geschehen, wurde beobachtet und sprach sich herum; beim Mittagessen zusammen "mit den Ausländern" gedrückte Stimmung! Tötung missbilligt, "weil er angeblich schon wieder eingefangen war (und trotzdem erschossen wurde)".
Todesschuss, von Beteiligten als "Gnadenschuss" deklariert. Nicht der einzige in Steinmühle ... Zeuge Guthermuth (*1899), ehem. Wachposten, am 27.1.1969: "Lagerkommandant Uffz. Weber (Vornahme und Wohnort unbekannt) ist mir als jähzorniger Mensch in Erinnerung. Ich habe oft erlebt, dass er mit einem Lederriemen Russen grundlos geschlagen hat. Wenn er besoffen von Waldsassen21 ins Lager gekommen war, machte er dann im Lager Krawall. ... Der junge Berliner Schubert hatte einen `Heimatschuss´."
Doppelflucht missglückt - Notwehr geglückt 3. Juli 1944
Zwei Gefangene melden sich kurz nach der Mittagspause ab, um Werkzeug zu holen. Der Posten lässt sie gehen. Die beiden Leutnants der Roten Armee (S.1) Fejdor Dyanow (*1910, Gef.Nr. 13725) und Josef Kurgin (*1913, Gef.Nr. 20356) fliehen stattdessen östlich Richtung Altenhammer (Gutshof an der Wondreb, S. 14). Alarm! Nur einen Kilometer weit kommen sie. Zufällig entdecken zwei Wachsoldaten einen der Flüchtenden - nördlich einer Stauanlage in der Wondreb an der jenseitigen Uferböschung. Gefreiter Josef Flaschka (*?, ein Norddeutscher?) (S.8, 21) schießt gezielt vom diesseitigen Ufer aus (S.15). Treffer!- Sumpfland an der Wondreb. Der zweite Posten, Obergefreiter W.K. (*1913), überquert sie auf der Stauanlage (S.8). Er humpelt - Knieschuss in Russland - flussaufwärts durch das Gras, ruft: "Komm raus! Raus!!" (S.15). "Hinkebein" schießt gezielt - aus Selbstverteidigung (S. 15)... Retour im Lager, erinnert er Kommandanten Weber, die Kleidungsstücke der beiden Gefangenen, welche sie auf der Flucht weggeworfen haben, einsammeln zu lassen (S.5). Lagerkommandant Uffz. Weber gibt "Hinkebein" einen besonders "aggressiven"22 Gefangenen (Leutnant Alexey Baschko, *1892, Gef.Nr. 19098) mit (S.6), "Meuterer" genannt, groß und stark. Voran der Gefangene, hintnach der Wächter mit entsichertem Karabiner in der Hand.
Da sieht der Gefangene den ersten Ermordeten, wendet sich spontan, geht auf den Invaliden mit "gefletschten Zähnen furchterregend" zu. ""Hinkebein" stößt mit dem Karabiner nach dem Gefangenen. Der lässt sich geschickt zur Seite fallen, versucht an den Posten hinzurobben, um ihn bei den Füßen zu erwischen. "Hinkebein" scchießt gezielt; Kopfschuss...(S.16). "Notwehr" wird er 1968 behaupten (S.16). Ergänzung von W.K. am 17. Feb. 1969. Ich zielte blitzschnell, weil ich mich wegen meines steifen Beines (Kriegsverletzung) "als stark Unterlegener fühlte".
Dem Gefreiten W.K. wird 1968 polizeilich zweifache Tötung vorgeworfen. Die beiden anderen Tatverdächtigen (und ihr Chef) sind 1968/69 nicht auffindbar.
Anm.: Der Zeuge Anton Wölfl (Königshütte), Volkssturmmann: Am Feld beschäftigt sah er die beiden flüchtenden Kriegsgefangenen auf der Abraumhalde vor Überquerung der Wondreb, besorgte sich ein Volkssturm-Gewehr (ohne Munition) und nahm "unverzüglich von mir aus" die Verfolgung auf. (S.18)
Noch am Tattag kam angeblich der Führer der 4. Kompanie, L.S.-Hauptmann Rudolf Seemann (gest. 1966 in München) aus Marktredwitz nach Steinmühle, um sich über die Vorfälle (schreibt KOI Anzenberger 1970) berichten zu lassen; keine Ermittlungsverfahren (S. 16)! - Die Rotarmisten sträubten sich, ihre toten Kameraden auf zwei Tragen wegzuschaffen (S.18). Sie wurden kurz im Lager abgelegt (S.9) - zur Abschreckung. Einige zogen die drei Leichen, bedeckt mit einer Plane, auf Handwägelchen (S.4) 4 km (über Altenhammer, Forkatshof) in den Mitterteicher Friedhof, eskortiert von zwei Wächtern; die Toten waren unbekleidet, ihre Unterkörper steckten in Papiersäcken; sie mussten das Grab schaufeln; ziemlich flach! Beisetzung ohne Zuschauer und Zeremonien, Hinzutreten verboten; Sondergrab an der Friedhofsmauer (S.5, 16): trotzdem sprach sich Vages in Mitterteich herum ... Umbettung 1957 in die "Kriegsgräberstätte" bei Neumarkt/OPf.
W.K. (1913-1982) wurde als einziger vermutlicher Täter habhaft gemacht. Er gibt alles unumwunden zu und beruft sich auf "höchsten Notstand". Und er wird im Verhör auf seine persönliche Schuld eingehen (Schlussbericht S. 20): "Heute sehe ich ein, dass ich in beiden Fällen die Möglichkeit gehabt hätte, die Gefangenen auf andere Weise abzuwehren. Ich hätte sie jedoch nicht unbedingt töten müssen. Warum ich es trotzdem getan habe, ist mir heute einfach unerklärlich."
KA Alfons Anzenberger 1970 in der Schlussbemerkung: "Die Ermittlungen ergaben ... vierfache vorsätzliche Tötung (S.20)." Das weitere Vorgehen liegt nun in der Hand des Staatsanwaltes am Landgericht Weiden/OPf.
Zu lange nach dem Krieg erst wurde untersucht, ob die beschuldigten Wachsoldaten im Dienst Straftaten begangen hatten.
Nachtrag
In jüngeren Heimatbüchern finden die Steinbrüche Erwähnung, die Einheimischen Generationen lang Arbeit gaben. Mit keinem Wort ist darin das düstere Kapitel der Kriesgzeit erwähnt, z. B. "Mitterteich im Wandel der Zeiten" (1986) - Steinbruch Steinmühle S. 102 f.; "Heimatbuch der Stadt Waldershof" (1988) - Steinbruch Schurbach/TIR; S. 276 f.
Verzeichnis der Fußnoten, die im Originaltext auf den entsprechenden Seiten eingefügt sind:
1 heute ehemalige Mülldeponie des Lkr. TIR, nun Reststoffdeponie
2 "Minulosti Západoceského Kraje" (Vergangenes aus dem westtschechischen Kreis) Bd. IV, Pilsen 1966, S.59
3 StA AM BA TIR 4382, Dienstanweisung für den Führer eines Kriegsgefangenen-Arbeitskommandos... Berlin 1940; S.5, 20
4 StA, AM, BA TIR 4382
5 Nachfolger: Konzern "Basalt AG" (München), nach damaligen Stundenlöhnen gefragt: "haben keine Unterlagen"
6 Aus der Liste im StA AM BA TIR 4382
7 Es gehörte (damals) zu demselben Münchner Konzern: STALAG XIII B Weiden m 26,12,4; Arb.Kdo 7017 Schloppenhof - offiziell ein Mannschafts-Lager mit Steinbruch für 20 Sowjetsoldaten (Liste in Narodní Archiv Prag)
8 Siegert Toni, Das Konzentrationslager Flossenbürg, Bayern in der NS-Zeit, Bd. II München 97, S. 468 f.
9 "Drei Wachleute beaufsichtigten 20 bis 30 Kriegsgefangene" (Franz Rieß am 16.2.1968; ehem. Wachmann hier)
10 Dienstanweisung für den Führer eines Kriegsgefangenen-Arbeitskommandos vom 2.8.1939, Berlin 1940, S. 2f.; Merkblatt für Führer von Arb.Kdos... (Nürnberg, August 1941) Nr. 21 S. 13 - Tageslohn eines dt. Schwerarbeiters 1 RM, dt. Schwerstarbeiter 1,20 RM: S. 12, 18 - Lagergeld
11 StA AM BA TIR 4382
12 Es ist nur eine Auswahl in Kopie. Sie können noch heute in der Registratur der aufgelösten Gde. Pleußen, heute Stadtgde. Mitterteich "ruhen".
13 Entgegen dem Hinweis von Anzenberger liegt die Vorschrift nicht als Kopie im Polizeiakt-Duplikat.
14 StA AM BA TIR 4382: Merkblatt für Führer von Arbeitskommandos (Fü.-Arb.-Kdo.) und Wachmannschaften (Wam.) Ausgabe August 1941; Kommandeut der Kriegsgefangenen im Wehrkreis XIII, Nürnberg, 1. August 1941, Nr. 2
15 Josef Stopfer, Die geschichtliche Entwicklung der Polizei, Landkreis Tirschenreuth (Hof, 1980); S. 253
16 Der zeitgeschichtlich bedeutsame Polizeiakt wurde 1986 als zweiseitiger Artikel veröffentlich in "Heimat Mitterteich", S. 334 f. Bewusst magere Personenangaben! Fehler: Die Quartiervergütung ging an das Basaltwerk.
17 Der Akt ist inzwischen archiviert und für jedermann zugängig: StA AM Kriminalaußenstelle Neustadt a.d.WN. Nr.2
18 "Deutsche Dienststellefür die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht" (Referat III - Sowjet.)
19 Dort am 30.1. 2012 Anfrage deswegen, Antwort vom 04.12.2012: "... ich muss Ihnen leider mitteilen, dass der Vorgang hier nicht liegt. Ich kann Ihnen deshalb auch die Frage nicht beantworten, ob der Vorwurf gerichtlich verfolgt wurde. ... gez. Schäfer, Leitender Oberstaatsanwalt".
20 Zeuge Alexander Kowal (*1930), Pleußen, am 29.11.1968: "Es wurden die größeren Buben zur Suche nach ihm mit herangezogen." HJ-ler! Habe den erschossenen Gefangenen gesehen, "Ausschuss am Hinterkopf knapp handtellergroß."
21 In Waldsassen ist für 1944 eine "Kriegsgefangenen-Kontrollstelle" belegt. (Adam Kießling, Jg. 1984; Aussage am 30.1.1969)Von hier soll auch am gleichen Tag eine Untersuchunngskommission gekommen sein, sie stellte keine Verfehlungen der Wachposten fest. (Heinrich Guthermuth, am 27.1.1969)
22 Ein ständiger "Meuterer ... groß und kräftig". Arbeitete er mit einer Hacke, ging man als Posten nicht in seine Nähe; vgl. Aussage (22.2.1969) Wilhelm Schwidlinskis (Bochum), "...der auch sonst sehr gefährlich war." (Wilhelm Kilian am 17.2.1969)