Über 900 Jahre Geschichte
Anfänge im Talgrund
Die Ursprünge der Siedlung in einer Talsenke am Seibertsbach liegen im Dunkeln. Eine erste Niederlassung mag während des Landesausbaus auf dem Nordgau unter der Regie der Diepoldinger Markgrafen im ausgehenden 11. Jahrhundert entstanden sein. Ins Licht der Geschichte trat die Ortschaft namens „Dich“ (Teich) erstmals 1185 in einer päpstlichen Urkunde, in der die Besitzerwerbungen des Klosters Waldsassen bestätigt wurden. Im frühen 12. Jahrhundert erscheint die Namensform „Mittirdig(e)“. Zum Siedlungskomplex dürfte das Dorf „Inferior Diche“ gehören, das heutige Hofteich, das bereits 1138 in klösterlichen Besitz gelangt war. Im 13. Jahrhundert setzten die Waldsassener Zisterziensermönche ihre zielstrebige Erwerbspolitik fort, und schließlich erlangten sie 1277 durch die Übereignung eines Hofes des „Gottfrid de Tich“ alle Herrschafts- und Besitzrechte in Mitterteich.
Erhebung zum Markt
Ein bedeutsamen Ereignis für die weitere Geschichte des Ortes findet an der Wende vom Spätmittelalter zur Neuzeit statt: 1501 verlieh der Waldsassener Abt dem Dorf („villa“) die Marktrechte. Gleichzeitig wurde nördlich der ursprünglichen Siedlung, die wohl im heutigen Stadtteil Anger zu suchen ist, an dem alten Fernhandelsweg von Regensburg nach Böhmen planmäßig ein breiter Straßenmarkt angelegt, wie sich aus dem noch heute erkennbaren Grundriss erschließen lässt. Eine erweiterte Privilegierung erfolgte 1516, mit wichtigen Bestimmungen (darunter Brau- und Schankrecht, Wochenmarkt, Befreiung von Frondiensten, Bestellung von Bürgermeister und Rat), die rasch den wirtschaftlichen und demografischen Aufstieg des Ortes beförderten.
Unter kurpfälzischer Herrschaft
Eine Blütezeit erlebte Mitterteich dann unter den Wittelsbacher Pfalzgrafen bei Rhein, die nach der Besetzung des Klosters Waldsassen während des Bauernaufstands 1524/25 im Jahr 1548 endgültig die Landeshoheit über das Stiftland errangen. Durch die wiederholte Verleihung von Privilegien (1525, 1568 und 1593) sorgten sie für eine dynamische Entwicklung des Marktes, den der humanistische Gelehrte Martin Zeiller 1612 in seiner Reisebeschreibung als einen „feinen Ort“ rühmte. Seit 1560 war Mitterteich Sitz eines Richteramtes und somit lokaler Verwaltungsmittelpunkt, seit 1565 eigenständige Pfarrei. Als sichtbares Zeichen des gewachsen Wohlstandes entstand 1606 der mächtige Wehr- und Kirchturm – das älteste, heute noch erhaltene Baudenkmal.
Reformation und Gegenreformation
Entsprechend dem Grundsatz „cuius regio eius religio“ beanspruchte der jeweilige Landesherr, das religiöse Bekenntnis der Untertanen zu bestimmen. Da die kurpfälzischen Pfalzgrafen sowie deren Statthalter für die Obere Pfalz unterschiedlichen reformatorischen Bewegungen anhingen, musste auch die Mitterteicher Bevölkerung innerhalb weniger Jahrzehnte mehrfach zwischen der lutherischen und der calvinistischen Lehre wechseln. 1623/28 gelangte die Oberpfalz an das Kurfürstentum Bayern, was eine Rückkehr zum Katholizismus bedeutete.
Nöte des Dreißigjährigen Krieges
Seit 1630 hatte das Stiftland unter häufigen Durchmärschen, Plünderungen und Einquartierungen zu leiden, die örtlichen Obrigkeiten suchten nach schützenden Bündnissen. In der Silvesternacht 1631/32 ermöglichte der Mitterteicher Bürgermeister Georg Seitz sächsischen Truppen einen verheerenden Überfall auf die kaiserliche Besatzung. Diese „schändliche Tat“, so ein Chronist, hatte schlimme Folgen, darunter den zeitweiligen Verlust der Marktrechte, die Brandschatzung des Ortes durch kaiserliche Truppen und die Hinrichtung der Rädelsführer.
Im 18. Jahrhundert
Trotz Kriegs- und Hungersnöten zeichnete sich im Lauf der Zeit eine allmähliche Konsolidierung der Verhältnisse ab. Sichtbares Zeichen eines wachsenden bürgerlichen Selbstbewusstseins war der Neubau eines repräsentativen Rathauses am Scheitelpunkt des Marktplatzes, der 1731 bis 1734 erfolgte. Die Verleihung eines neuen Freiheitsbriefes durch den bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph 1763 stärkte die Position der Marktbürger gegenüber Ansprüchen des Klosters Waldsassen.
Beginn des industriellen Zeitalters
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte sich der Charakter der Ackerbürgergemeinde mit ihrer vorwiegend handwerklich betriebenen Tuch- und Leinenweberei zusehends. 1864 erreichten die Schienen der Bayerischen Ostbahnen von Schwandorf und Weiden aus Mitterteich, ein Jahr später wurde die Strecke ins böhmische Eger fortgeführt. Dem Anschluss an das Eisenbahnnetz folgte rasch die Industrialisierung: Bereits 1882 entstand die erste Glashütte, die im industriellen Maßstab Spiegel- und Tafelglas produzierte, und nur wenig später erfolgte auch die Ansiedlung von Porzellanfabriken. Der wirtschaftliche Aufschwung ging in der Folgezeit mit einem demografischen und sozialen Wandel einher.
Stadterhebung
Die aufstrebende Entwicklung, die der Markt infolge der Industrialisierung nahm, zeigte sich in einem beträchtlichen Anstieg der Einwohnerzahl, einer deutlich verbesserten Infrastruktur und einem gewandelten Ortsbild, das zusehends urbane Züge trug. Daher entsprach das Bayerische Staatsministerium des Innern einem Antrag des Marktgemeinderates, und mit Wirkung vom 1. Januar 1932 erfolgte die Erhebung zur Stadt.
Die 1930er Jahre
Unmittelbar nach der nationalsozialistischen „Machtübernahme“ in Bayern wurde Bürgermeister Martin Zehendner zwangsbeurlaubt und durch einen NS-Parteigenossen ersetzt. Bald gerieten Gegner des neuen Regimes in Schutzhaft, sozialdemokratische Arbeitervereine und kirchliche Vereinigungen wurden aufgelöst, jüdische Mitbürger zur Geschäftsaufgabe gedrängt. In bescheidenem Umfang formierte sich politischer Widerstand. Besonders Stadtpfarrer Josef Neidl gab vielen Menschen Mut und Hoffnung: Der Bau einer Unterkunft für die Armen Schulschwestern (das sog. Schwesternhaus) 1938 setzte ein kraftvolles Zeichen gegen die Machthaber, ebenso die Fronleichnamsprozessionen, mit ihren weit über 1000 Teilnehmern. Die 800-Jahr-Feier 1935 geriet in mancherlei Hinsicht zu einer Inszenierung im Sinne der Ideologie, wenn etwa das historische Festspiel „Zeitenwende“ das „neue Leben“ in „unserem Heute“ feierte.
Daten und Fakten zu Mitterteich
Geographie
Geographische Lage
Deutschland > Bayern > Oberpfalz > Landkreis Tirschenreuth
Höhe
502 - 632 Meter ü. NN
Postleitzahl
95666 Mitterteich
Einwohnerzahl
Stand: 31.12.2023
Stadt Mitterteich
6.722 Einwohner
Pechbrunn
1.312 Einwohner
Leonberg
1.035 Einwohner
Die Verwaltungsgemeinschaft hat somit 9.069 Einwohner.
Zuständigkeiten
Die Verwaltungsgemeinschaft Mitterteich ist zuständig für die Stadt Mitterteich sowie die Gemeinden Leonberg und Pechbrunn.
Ortsteile
- Großensterz
- Kleinsterz
- Hammermühle
- Pleußen
- Steinmühle
- Gulg
- Großbüchlberg
- Kleinbüchlberg
- Oberteich
- Pechofen
Weiterführende Informationen
Weitere Informationen zur Stadt und Gemeinde Mitterteich finden Sie auf www.wikipedia.org.
Berühmte Mitterteicher
Geistlicher Rat Andreas Schiffmann
(1836-1918)
Andreas Schiffmann war Kaplan in Kirchenpingarten, Geistlicher Rat, Professor und Subrektor der Lateinschule in Haßfurt. Dort wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Seinen Ruhestand verlebte er in Mitterteich.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Bildhauer Thomas Dennerlein
(1847-1903)
Als Schöpfer zahlreicher monumentaler Plastiken, die zumeist als repräsentativer Schmuck für öffentliche Gebäude dienten, erfreute sich der Bildhauer Thomas Dennerlein im München der Prinzregentenzeit großer Beliebtheit.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Dr. Karl Stingl
(1864-1936)
Dr. Karl Stingl war in den 1920er und 1930er Jahren amtierender Reichspostminister. Der Markt Mitterteich ernannte ihn zum Ehrenbürger und benannte die Straße, in der das Postamt stand, nach seinem Namen. Heute heißt diese Straße Martin-Zehendner-Straße.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Michael Lindner
(1880-1941)
Michael Lindner war ein deutscher Heimat- und Landschaftsmaler. Der Künstler war als bescheidener Mensch und fürsorglicher Familienvater bekannt und wurde von seinen Freunden der "Kunstmichl" genannt.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Domkapellmeister Prof. Dr. Theobald Schrems
(1893-1963)
Theobald Schrems war der Begründer des Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen. Theobald Schrems wurde nach seinem Studium am 29. Juni 1917 zum Priester geweiht. Von 1924 bis zu seinem Tode 1963 war er Domkapellmeister am Regensburger Dom.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Geistlicher Rat Josef Neidl
(1896-1976)
Am 1. Dezember 1935 berief ihn der Bischof als Stadtpfarrer nach Mitterteich. Unter seiner Leitung wurden das Schwesternwohnhaus, das Josefsheim sowie das Hedwigsheim gebaut. 1950 wurde er zum Dekan des Dekanates Tirschenreuth ernannt.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Herbert Molwitz
(1901-1970)
Herbert Molwitz war ein deutscher Kupferstecher und Radierer. In seinen Werken beschäftigte der Künstler sich vor allem mit Motiven aus seiner Wahlheimat Oberpfalz.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich
Prof. Dr. med. Jakob Bauer
(1906-1992)
Prof. Dr. med. Jakob Bauer leitete ab 1961 des damals größten Krankenhauses der Stadt München mit 2.000 Beschäftigten. Bauers umfangreiche Krankenhaustätigkeit begleiteten zahlreiche Vorlesungen an der Universität, Fachvorträge im In- und Ausland sowie Studienreisen in die Länder des östlichen Mittelmeeres und in den Orient.
Weitere Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Arbeitskeis Heimatpflege Mitterteich